Schwarze Mutterschaft in den USA



von Arwin Mahdavi Naraghi

„He told me I was his property; that I must be subject to his will in all things.
My soul revolted against the mean tyranny. But where could I turn for protection?
(Jacobs 2001: 26)

„why can we never talk about the blood. the blood of our ancestors.
the blood of our history. the blood between our legs.
 – blood“ (Nayyirah Waheed 2015: 85)
 
1. Einleitung

In der ersten Frauenbewegung war eine zentrale Forderung das Recht auf Erwerbsarbeit, da diese die Grundlage für ein Heraustreten aus der ökonomischen Abhängigkeit zum Mann bildete. Es wurde darauf verwiesen, dass insbesondere die Mutterschaft und die damit einhergehende Verhäuslichung ein Hindernis für den Eintritt in die Arbeitswelt darstelle. Während die Erste Frauenbewegung in weiten Teilen die 'natürliche' Gleichsetzung von Frauen mit der Reproduktionssphäre nicht kritisierte, wandte sich die Zweiten Frauenbewegung gegen dieses Rollenbild. Dabei wurden insbesondere die vermeintlich natürlichen Rollenzuschreibungen angegriffen. Es war – bezogen auf den anglophonen Raum – ein Kampf gegen das viktorianische Frauenbild, wonach die Frau ein entsexualisiertes Wesen, deren Berufung die Mutterschaft und die Führung des Haushaltes sei. Es war die Zurückweisung des Bildes der domestizierten bürgerlichen Hausfrau. Sowohl die Kritik der Ersten als auch der Zweiten Frauenbewegung ignorierte jedoch in weiten Teilen die Lebensrealität Schwarzer Frauen.[1] Sie orientierte sich in erster Linie an den Problemlagen weißer Frauen, was sich wiederum in Forderungen wie der nach Erwerbsarbeit widerspiegelt. Denn gerade der Zwang zur Arbeit ist und war es, dem sich Schwarze Frauen – im Gegensatz zu den weißen Frauen und Feminist_innen – in den USA schon immer ausgesetzt sahen (vgl. hooks 1984: 133 f.). Doch nicht nur die sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen Schwarzer Frauen wurden in der Analyse ausgeblendet, sondern auch die diesen entsprechenden Frauenbilder. Während weiße Frauen dem viktorianischen Frauenbild zu entsprechen hatten, erfuhren Schwarze Frauen Zuschreibungen, die diesem diametral entgegenstanden. Insbesondere im Komplex um Schwarzer Mutterschaft griffen rassistische und sexistische Vorstellungen ineinander und führten zugleich zu einem völlig anderen gesellschaftlichen Zugriff. Hiervon ausgehend erschienen Schwarze Frauen und Mütter als „anomalies“ (Davis 1982: 10).
Die folgende Arbeit widmet sich der Frage, wie historisch der gesellschaftliche Zugriff auf Schwarze Frauen und Mutterschaft in den USA aussieht. Dabei geht es um das Zusammenwirken von rassistischen und sexistischen Rollenkonstruktionen von Schwarzer Weiblichkeit und Mutterschaft und der gesellschaftlichen Stellung von Schwarzen als Frauen und Mütter.
Für die Beantwortung der Fragestellung wird zunächst das Spannungsfeld betrachtet, in dem sich Schwarze Frauen bewegen (2.). Darauffolgend wird die soziale Stellung von schwarzen Frauen während der Sklaverei beleuchtet und insbesondere der Zugriff auf ihre Körper (3.). Ihre sexuelle Ausbeutung steht dabei im Kontext einer spezifischen Vorstellung von Schwarzer Weiblichkeit, in der Rassismus und Sexismus ineinandergreifen. Diese Konstruktionen von Schwarzer Weiblichkeit und Mutterschaft drücken sich in den Figuren der Jezebel und Mammy aus (3.1.). Die Freisetzung aus den Zwängen der Sklaverei war für die meisten Schwarzen Frauen nicht gleichbedeutend mit Neupositionierung innerhalb der Gesellschaft. Vielmehr blieben viele aufgrund der ökonomischen Verhältnisse und den spezifischen Vorstellungen von Schwarzer Weiblichkeit weiterhin gefesselt an die alten Verhältnisse (4.). Diese festen Zuschreibungen, die sich innerhalb der Sklaverei herausgebildet haben, blieben nicht nur in der unmittelbaren Zeit nach ihrer Abschaffung bestehen, sondern ziehen sich vielmehr durch unterschiedliche soziopolitische und wissenschaftliche Diskurse der USA und beeinflussen zugleich die gesellschaftliche Stellung der Schwarzen Frau und Mutter. Sie manifestieren sich in dem verbreiteten Bild der 'black single mother' als Verantwortliche für die allgemeine soziale und ökonomische Ausgrenzung Schwarzer Menschen in der US-amerikanischen Gesellschaft (4.1). Die Annahme einer defizitären Schwarzen Familienstruktur legitimierte und ermöglichte es dem US-amerikanischen Staat eine direkte Kontrolle und einen erleichterten Zugriff auf die Schwarze Bevölkerungspolitik (5.). Umrahmt wird die vorliegende Arbeit zugleich von musikalischen und literarischen Produktionen Schwarzer Künstler_innen, in denen die unterschiedlichen Facetten des Themenkomplexes Schwarze Frauen, Mutterschaft, rassistische und sexistische Weiblichkeitsbilder ihren Ausdruck finden.

2. Historische Entwicklung von Mutterschaft unter Schwarzen Frauen in den USA

Die Konstruktionen Schwarzer Weiblichkeit und die soziale Stellung Schwarzer Frauen während der Sklaverei in den USA bildete lange Zeit eine Leerstelle im historischen Diskurs. Dabei ist eine Betrachtung aus unterschiedlichen Gründen relevant. Zum einen kreuzen sich in den Konstruktionen die zwei „most welldeveloped ideologies in America, that regarding women and that regarding the Negro“ (White 1985: 27). Zum anderen wirken diese im US-amerikanischen Diskurs um Schwarze Frauen, Mutterschaft und Bevölkerungspolitik bis heute  fort. Gerade bezogen auf Letztere lässt sich erkennen, dass die ethnische Zugehörigkeit eines der wesentlichen Kriterien ist, an der sich die Erwünschtheit bzw. das Absprechen/Verhindern von Mutterschaft misst. In diesem Sinne könnten „aus der Ära der Sklaverei Schlüsse gezogen werden (...), die dem gegenwärtigen Emanzipationskampf der schwarzen Frauen (…) Anstöße geben könnten“ (Davis 1982: 8).

3. Soziale Stellung der Schwarzen Frau während der Sklaverei

Das von den weißen Sklavenhaltern eingerichtete System vollzog sich auf der Grundlage zweier ineinandergreifender Praktiken: Zum einen fand eine „dehumanization of Africans on the basis of race“ (Roberts 1993: 7) statt, zum anderen wurde die Sexualität und die Reproduktion der Sklavinnen kontrolliert. Diese Verquickung von Rassismus und Patriarchat äußerte sich beispielsweise in den gesetzlichen Regelungen der amerikanisch-britischen Kolonien. Die ersten Gesetze, die erlassen wurden, regelten den Status von Kindern, die zwischen weißen Sklavenhaltern und Schwarzen Sklavinnen gezeugt wurden. Kinder aus einer solchen Verbindung hatten grundsätzlich dem Status der Schwarzen Mutter zu folgen und waren demnach auch Sklav_innen (vgl. Higginbotham 1977: 43).[2] Allgemein offenbart sich im Rechtsstatus der Sklav_innen die Dehumanisierung durch die Sklavenhalter. So galten die Schwarzen als Eigentum und wurden als Profit bringende Arbeitsmittel betrachtet. In diesem Sinne konnten diese aus der Perspektive der Sklavenhalter auch geschlechtslos sein:

„Under racism and bondage, Black women lose recognition and status as 'women'. The only 'women' are those whose men have ultimare control and domination over people of color (…). Black men and women are neither man nor woman, they are non beings, e.g., chattel (...) underclass.“ (Omolade 1987: 242 f.; vgl. hierzu auch Davis 1982: 8 f.)

Das Absprechen der Geschlechtlichkeit durch den Rechtsstatus auf der einen Seite und dem instrumentellen Verhältnis der weißen Sklavenhalter gegenüber den Sklav_innen auf der anderen bedeutete jedoch keineswegs, dass das Geschlecht der Frauen keine Rolle spielte. „Wenn es galt, sie wie Männer auszubeuten, wurden sie wie geschlechtslose Wesen behandelt, aber wenn es galt, sie auf eine Weise auszubeuten, zu quälen und zu unterdrücken, wie es nur bei Frauen möglich ist, wurden sie an ihre spezifisch weibliche Rolle gesperrt“ (Davis 1982: 11). Die Vergewaltigung durch die weißen Sklavenhalter diente auch zu einer Verfestigung der weißen Dominanz.
Eine Zäsur in dem Verhältnis von Schwarzen Frauen, sexueller Selbstbestimmung und Mutterschaft bildete die Abschaffung des internationalen Sklavenhandels, die besonders die Entwicklung der Baumwollindustrie betraf. Durch den Mangel an neuen Arbeitskräften sahen sich die Sklavenhalter gezwungen, auf die natürliche Fortpflanzung und Vermehrung der Sklav_innen zu setzen (vgl. Schwartz 2006: 1). Der Wert einer schwarzen Frau bemaß sich von nun an „upon their ability to reproduce healthy offspring, which could be sold to increase the slave owner’s wealth“ (West/Johnson 2013: 1 f.). Diese 'Inwertsetzung' des weiblichen schwarzen Körpers bedeutete zugleich einen stärkeren Zugriff auf diesen. Schwarze Frauen wurden von nun an insbesondere unter dem Gesichtspunkt ihrer Fruchtbarkeit bewertet. Das bedeutete jedoch nicht,

„dass die schwarze Frau als Mutter mehr respektiert worden wäre denn als Arbeitskraft. Die ideologische Überhöhung der Mutterschaft, so beliebt sie auch im neunzehnten Jahrhundert war, bezog sich nicht auf die Sklavinnen. Vielmehr waren in den Augen der Sklavenhalter die versklavten Frauen überhaupt keine Mütter: Sie waren schlichte Werkzeuge, die das Wachstum der Sklavenarbeiterschaft garantierten. Sie waren 'Zuchttiere' deren Marktwert nach ihrer Gebährleistung genau kalkulierbar war“ (Davis 1982: 11).

Die Fixierung auf die Reproduktionsfähigkeit Schwarzer Frauen intensivierte sich schließlich ausgehend von einer gerichtlichen Entscheidung im Süden Carolinas, welche es ermöglichte, dass die Sklavinnen den Rechtsanspruch auf die eigenen Kinder zu entziehen (vgl. ebd.). Somit konnten die Kinder vom Sklavenhalter unabhängig vom Alter feilgeboten werden. Mit dem Verkauf von Kindern als Sklav_innen eröffnete sich für die Plantagenbesitzer eine neue Möglichkeit, jenseits der Produktion auf dem Feld, Reichtum zu akkumulieren. Der neue ökonomische Anreiz führte sogar teilweise zu einer gezielten Züchtung. Die Sklavenhalter wählten dabei nach unterschiedlichen Kriterien diejenigen Sklav_innen aus, von denen sie sich eine erfolgreiche und gewinnbringende Fortpflanzung erhofften. Sie

„encouraged or even required a 'fine and stout' man to marry a similarly built woman (…). On other plantations (...) the master used a “stockman,” 'travelin’ nigger,' or a 'breedin’ nigger' (…). 'They was weighed and tested. A man would rent the stockman and put him in a room with some young women he wanted to raise children from.” (Escott 1979: 42; vgl. auch Smithers 2012; vgl. auch Rawick 1972: 88).

Die Eröffnung eines neuen Marktes bedeutete für die Schwarzen Sklavinnen zugleich einen zunehmenden Zugriff auf ihren Körper durch die weißen Sklavenhalter. Sklavinnen, die keine Kinder gebaren, wurden entweder bestraft, dazu gezwungen sich fortzupflanzen oder vergewaltigt. Gleichzeitig wurden Schwangerschaften auch belohnt (vgl. Davis 1982; Roberts 1993: 7), jedoch ist dies in keiner Weise gleichbedeutend mit der Überhöhung der Mutterschaft, wie sie in dem viktorianischen Frauenbild vorzufinden ist. So mussten Schwarze Frauen trotz ihrer Schwangerschaft auf der Plantage arbeiten. Es sollte sowohl ihre Produktions- als auch ihre Reproduktionsfähigkeit bis zum Maximum ausgeschöpft werden. Dies spiegelt sich nicht zuletzt auch in der Lebenserwartung Schwarzer Sklav_innen wider. Zwischen 1850 und 1860 erreichten weniger als zwei von drei Schwarzen Kindern das zehnte Lebensjahr. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Schwarzen Sklavinnen lag bei 33,6 Jahren (vgl. Collins 2000: 51). Die hohe Mortalität unter den Kindern, die auf die schlechten Lebensverhältnisse zurückzuführen sind, bestätigte wiederum die weißen Frauen in ihrer Annahme, dass Schwarze Frauen nicht in der Lage seien, ihre Kinder adäquat zu versorgen (Roberts 2017: 14).
Die Fixierung auf die Reproduktionsfähigkeit bedeutete nicht nur einen stärkeren Zugriff auf den Körper, sondern war mit einem wesentlichen Eingriff in die Mutter-Kind-Beziehung verbunden. Da beide den Besitz des Sklavenhalters darstellten, war ihr Schicksal abhängig von seinem Willen. „Slave owners alienated slavewomen from their children through the sale of either mother or child to other slave owners and through the control of childbearing“ (Roberts 1993: 13). Darüber hinaus stand auch die Kindererziehung in der Entscheidungsgewalt des Sklavenhalters. Da Mutterschaft nicht gleichbedeutend war mit einem Aussetzen der Arbeit, wurden die Kinder in die Obhut derjenigen Sklav_innen gegeben, die zu alt, zu jung oder zu schwach waren, um zu arbeiten. Andere Sklavinnen nahmen ihre Kinder mit auf die Plantagen (vgl. Davis 1982: 14; vgl. Dennewitz 1997: 128). Dies schützte jedoch nicht davor, dass sie jederzeit verkauft und getrennt werden konnten. Die Auktion stellte somit die schmerzvollste Erfahrung in der Mutter-Kind Beziehung dar. Die ständige Angst vor einer möglichen Trennung und dem Verlust wird im vorliegenden Sklavenlied thematisiert:

„Mother, is master going to sell us tomorrow?/ Yes, yes, yes!/O, watch and pray
Going to sell us in Georgia?/ Yes, yes, yes!/ O, watch and pray
Farewell; mother, I must leave you/ Yes, yes, yes!/ O, watch and pray
Mother don't grieve after me/ No, no, no!/ O, watch and pray
Mother, I'll meet you in heaven/ Yes, my child!/ O, watch and pray“ (o.A.)

Der Verlust der Selbstbestimmung über den eigenen Körper, der Entzug der Kinder und die ständige Möglichkeit einer Auflösung der Mutter-Kind-Beziehung blieb jedoch von den Schwarzen Frauen nicht unbeantwortet. So gab es unterschiedliche Formen – wie die Abtreibung oder Fluchtversuche – um sich der Mutterschaft von vorneherein zu entziehen oder die Kinder vor der endlosen Zwangsarbeit zu schützen. Angetrieben von dem Wunsch, dass die eigenen Nachkommen nicht dasselbe Schicksal erleiden, entschieden sich einige Schwarze Frauen zu Infantiziden (vgl. Allen 2015: 473). In diesem Zusammenhang ist Margaret Garner zu nennen – deren Geschichte als Vorlage für Toni Morrisons Roman „beloved“ diente –, die aus den konkreten Erfahrungen der Sklaverei heraus ihre Kinder tötete. Den Entscheidungsprozess reflektiert Toni Morrison, wenn sie die Protagonistin Sethe (Margaret Garner) sagen lässt: „It's my job to know what is and to keep them away from what I know is terrible. I did that“ (Morrison 1987: 194).
Zusammenfassend markierten der Zugriff und die Kontrolle über die Reproduktion während der Epoche der Sklaverei den Beginn einer Objektivierung, in der Mutterschaft von Schwarzen Frauen zu einem Gegenstand sozialer Regulation wurde statt Ausdruck eines selbstbestimmten Prozesses. Nicht nur, dass der Schwarzen Frau jede Autonomie über ihren Körper abgesprochen wurde, auch die Mutter-Kind-Beziehung war dem Willen des Sklavenhalters unterworfen. Diese Fremdbestimmung legte das Fundament für die bis heute anhaltende Regulation von Schwarzen Körpern und Schwarzer Mutterschaft.

4. Die Konstruktion der Schwarzen Frau – zwischen Jezebel und Mammy

Die körperlich-sexuelle Ausbeutung von Schwarzen Frauen steht im Kontext einer spezifischen Vorstellung von Schwarzer Weiblichkeit, in der Rassismus und Sexismus ineinandergreifen. Schwarze Frauen entsprachen von Beginn an nicht dem gesellschaftlich hegemonialen weißen Ideal. Als „anomalies“ (Davis 1982: 10) kam ihnen derselbe Status zu wie Arbeitsmitteln. Das Absprechen von Weiblichkeit verschärfte sich mit der Durchsetzung des viktorianischen Frauenbildes, wonach sich die weiße Frau durch ihre fürsorgliche Tätigkeit im Haushalt auszeichne, der labor of love, ihrer moralischen Integrität und ihrer Nicht-Sexualität (vgl. Brock/Duden 1977: 121). Die Eigenschaften, die dem Charakter der Schwarzen Frau angedichtet wurden, stehen im Gegensatz zum viktorianischen Ideal der Frau, als Mutter, Ehepartnerin und Haushälterin. Sie beinhalten bereits Zuschreibungen, auf deren Grundlage Schwarzen Frauen die Fähigkeit zur Mutterschaft bzw. zur Fürsorge abgesprochen wird. In diesem Zusammenhang ist eines der verbreitetsten Bilder, die den Charakter von Schwarzen Frauen darstellen soll – und welches sich bis heute festgeschrieben hat – zu nennen: Jezebel. Diese Figur ist benannt nach der biblischen Figur der Isebel, die ihren Mann König Ahab dazu brachte, sich von JHWH ab – und sich dem phönizischen Gott Baal zuzuwenden. In der Bibel wird sie als intrigant und verführerisch dargestellt. Sie schafft es, sich Männer gefügig zu machen. Während sich die Verführung im Neuen Testament auf die Zuwendung zu Baal bezog, wird die Verführung bei der Gleichsetzung der Isebel (Jezebel) mit Schwarzen Frauen sexuell aufgeladen. Dabei wird Jezebel als eine Frau dargestellt, die nicht nur ihren sexuellen Wünschen unterworfen ist, sondern die durch ihre sexuellen Fähigkeiten sich Männer gefügig machen kann. „In every way Jezebel was the counterimage of the mid-nineteenth-century ideal of Victorian lady. She did not lead men and children to God, piety was foreign to her. She saw no advantage in pridery, indeed domesticity paled in importance before matters of the flesh“ (White 1987: 29). Diese Vorstellung von Schwarzer Weiblichkeit als unmoralisch, sorglos, trickreich, dominant und promiskuitiv galt zugleich als ein Indiz für die Unfähigkeit Schwarzer Frauen die Rolle der Mutter ausüben zu können. Zugleich wurde mit dem Verweis auf die vermeintliche Promiskuität und Unmoral die sexuellen Übergriffe rationalisiert. „This image gave the impression that Black women could not be rape victims because they always desire sex“ (West 2008: 294). So gehen Historiker_innen davon aus, dass „at least 58% of enslaved women between the ages of 15 and 30 had been sexually assaulted by White men“ (West/Johnson 2013: 2). Selbst nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges stellten einige Staaten die Schwarzen Frauen nicht unter denselben rechtlichen Schutz wie weiße Frauen und reproduzierten weiterhin das Bild der nicht vergewaltigbaren Schwarzen Frau. Zum Beispiel galt in Kentucky im Jahre 1867 nur derjenige als Vergewaltiger, „who shall 'unlawfully and carnally know any white woman, against her will or consent'“ (Sommerville 2004: 148). Das Stereotyp der übersexualisierten, unmoralischen, unreinen und bösen Schwarzen Frau fand in unterschiedlichsten Praktiken und gesetzlichen Regelungen ihre Entsprechung:

„the laws against intermarriage; the denial of the title 'Miss' or 'Mrs.' to any black woman; the taboos against respectable social mixing of the races; the refusal to let black women customers try on clothing in stores before making purchase; the assigning of a single toilet facilities to both sexes of Blacks; the different legal sanctions against rape, abuse of minors and other sex crimes when committed against white or black women“ (Lerner 1972: 163 f.).

Das Ende der Sklaverei führte nicht zu einer Dekonstruktion der Figur, sondern diese wurde „deliberately and systemically perpetuated“ (Roberts 1993:12) und findet sich auch in der modernen amerikanischen Kultur wieder. Insbesondere in den Texten von US-Amerikanischen Hip-Hop Künstlern nimmt der Charakter der Jezebel in der Figur der 'Ho/bitch' eine zentrale Rolle ein. Die 'Ho' ist ein sexuelles Objekt, das zur Befriedigung aller Wünsche genutzt werden kann. „She is generally depicted as a person with no conscious, no self-esteem, and no values“ (Adams/Fuller 2017: 948). Diese Darstellung von Schwarzen Frauen zieht sich durch das gesamte Genre und findet sich dementsprechend auch bei Schwarzen Rappern wieder. „The issue here lies in African-American acceptance of such images. African-American men and women alike routinely do not challenge these and other portrayals of Black women as “hoochies” within Black popular culture“ (Collins 2000: 82). Dabei bleibt nicht nur eine Problematisierung aus, vielmehr findet eine Reproduktion eben dieser Stereotype statt. Misogyny in rap music serves to port the ideological and social systems that have historically African American women at the bottom of the social strata. (Adams/Fuller 2006: 952). Obwohl Misogynie im Allgemeinen einen festen Bestandteil des Raps bildet, sind Schwarze Frauen verstärkt betroffen, „as the images of women portrayed in the songs, on the CD covers, and in the music videos are most often that of an African American woman“ (ebd.: 955). Zu nennen ist hier beispielsweise der im Jahre 1991 von N.W.A herausgebrachte Track „She Swalloed It“, in deren Mittelpunkt offensichtlich eine Schwarze Frau steht:

„Slow is the tempo - now talkin' but a nympho
So peep it out here goes the info
This is a bitch that did the whole crew
She get it so much we make bets on who the ho would love to go through
And for the shit that she does, give her a drum roll
Because the dumb bitch licks out the asshole
And she'll let you videotape her
And if you got a gang of niggas, the bitch would let you rape her
She likes suckin' on dicks, and lickin' up nut
And they even take the broomstick up the butt
(…) She's addicted to suck a good dick“ (N.W.A 1991)



Die weibliche Protagonistin entspricht dabei in weiten Teilen der Figur der Jezebel. Ihre Charakterzüge decken sich mit den Zuschreibungen an Schwarze Frauen in der Phase der Sklaverei. In dem Text wird ihr der Status als Frau, als menschliches Wesen, abgesprochen. Sie sei vielmehr eine 'bitch', die sich insbesondere durch ihr Verlangen nach Sex auszeichne. Dies sei so weit ausgeprägt – hier wird an die weiße Argumentation aus der Ära der Sklaverei angeknüpft –, dass ihre Vergewaltigung nur eine Erfüllung ihres eigenen sexuellen Verlangens darstelle und folglich auch nicht als Vergewaltigung zu werten sei.
Die Wirkmächtigkeit des Stereotyps und seine Perpetuierung hat auch heute noch reelle Auswirkungen auf die Stellung der Schwarzen Frau. So divergiert die Einschätzung im Rahmen einer Befragung, ob eine Vergewaltigung vorliegt oder nicht, je nach race des Opfers. Erzwungene sexuelle Handlungen werden weniger als solche wahrgenommen, wenn das Opfer eine Schwarze Frau ist (vgl. Foley/ Evancic/Karnik/King/Parks 1995). „Racial history and rape myths thus make African American women more vulnerable to forced sexual encounters while simultaneously making accusations of rape more difficult for them“ (ebd.: 15). Während Vergewaltigungsopfer generell häufig von 'victim blaming' betroffen sind, tritt beim Vorwurf gegenüber Schwarzen Frauen – ausgehend von der Kontinuität des Jezebel Stereotyps – eine weitere Komponente hinzu.
Neben dem Bild der Jezebel existierte in der Epoche der Sklaverei eine weitere Konstruktion Schwarzer Weiblichkeit, die auch die Vorstellung einer Unfähigkeit Schwarzer Frauen zur Fürsorge der eigenen Kinder beinhaltet und bis in die heutige Zeit virulent ist: Das Bild der 'Mammy'. Während die Figur der Jezebel dem weißen Mutterideal diametral entgegensteht und dementsprechend Schwarzen Frauen die Fähigkeit zur Erziehung abspricht, verkörpert das Bild der Mammy die ideale Schwarze Frau aus Sicht der weißen. Es bezieht sich auf die „Black female house servant who cared for her master's children“ (Roberts 2017: 13), die aufgrund ihrer „expertise in all domestic matters“ (White 1985: 47) zur „premier house servant“ (ebd.) wurde. Obwohl davon auszugehen ist – auch mit Blick auf die niedrige Lebenserwartung Schwarzer Frauen –, dass die Haushälterinnen jung und ungebunden waren, bildet die Figur der Mammy das genaue Gegenteil ab (vgl. hooks 1992: 85). Ihre äußerliche Erscheinung wird beschrieben als alt, „fat (…); she also had to give the impression of not being clean so she was the wearer of a greasy dirty headrag (…)“ (ebd.). Im Gegensatz zur Jezebel bezieht Mammy also ihren Wert nicht aus ihrer Körperlichkeit, sondern vielmehr aus ihren 'weichen' Charakterzügen. So wird sie häufig als asexuell und zugleich mütterlich dargestellt. „She gave the whites the perfect slave – a loyal, faithful, contented, efficient, conscientious member of the family who always knew her place; and she gaves the slaves a white-approved standard of black behaviour“ (Genovese 1974: 356). Somit stellt sie zum einen – aus sexueller Perspektive im Gegensatz zur Jezebel – keine Bedrohung für die weißen Frauen dar und zum anderen ordnet sie sich in die rassistisch-patriarchale Gesellschaftsordnung freiwillig ein. Dementsprechend ist die Figur der Mammy als ein positiver Entwurf Schwarzer Weiblichkeit einzuordnen. Während in Jezebel Eigenschaften hineinprojiziert wurden, die ihre sexuelle Ausbeutung legitimierten, verkörperte die Figur der Mammy Eigenschaften, die ihre Ausbeutung im Bereich der Reproduktionssphäre rechtfertigte bzw. als einen freiwilligen Akt erscheinen ließen. Die Besonderheit sowohl bei Jezebel als auch bei Mammy liegt darin, dass die Ausbeutung für die weißen nicht als eine solche erscheint, sondern durch den Verweis auf die biologische Wesensbestimmung, die Wünsche und die Freiwilligkeit Schwarzer Frauen, verschleiert werden. Während Jezebel selbst den vermeintlichen Wunsch hat, in häufigen sexuellen Kontakt zu treten, verrichtet Mammy aufgrund ihrer liebevollen, treuen und loyalen Art die Arbeiten in der Reproduktionssphäre. „They saw her as the embodiment of woman as passive nutrurer, a mother figure who gave all without expectation of return, who not only acknowledged her inferiority to whites but who loved them“ (hooks 1992: 85 f.). Zwar umfasst die Darstellung des Aufgabenbereiches im wesentlichen die Betreuung und Versorgung der weißen Kinder, jedoch bedeutet dies nicht, dass damit zugleich Schwarzen Frauen zugetraut wird, ihre eigenen Kinder versorgen zu können. „The ideology of Mammy placed no value in Black women as the mothers of their own children. Rather, whites claimed Mammy's total devotion to the master's children, without regard to the fate of Mammy's own offspring. (Roberts 1993: 12). Auch die Betreuung der weißen Kinder geschah immer unter ständiger Beaufsichtigung der weißen Herrin, da den Schwarzen Frauen eine moralische Integrität abgesprochen wurde. Somit hatte die Mammy keine „real authority over either the white children she raised or the Black children she bore“ (Roberts 2017: 13). Die Gleichsetzung der Schwarzen Frau mit dem Dienstmädchen schlechthin wirkte sich nicht nur auf den Aufgabenbereich Schwarzer Frauen in der Zeit nach der Sklaverei aus, sondern beeinflusst bis heute die beruflichen Perspektiven von Schwarzen Frauen. Angela Davis spricht in diesem Zusammenhang von „einer tautologischen Definition der Schwarzen als Diener“ (Davis 1982: 92).
Auch die Figur der Mammy lässt sich innerhalb der amerikanischen Kultur identifizieren. Eine der ersten literarischen Darstellungen findet sich in dem von Harriet Beecher-Stowe verfassten Roman „Onkel Toms Hütte wieder. Toms Frau, 'Tante Chloe' entspricht sowohl äußerlich – „ihr ganzes dickes Gesicht strahlt unter ihrem gut gestärkten karierten Turban“ (Beecher-Stowe 1977: 31) – als auch charakterlich dem Idealbild der Schwarzen Haushälterin. Sie leistet die Arbeit mit „Leib und Seele“ (ebd.). Das Verhältnis zwischen weißer Familie und Schwarzer Sklavin erscheint als eine freiwillige und freudige Unterordnung. Auch in der Beschreibung des Verhältnisses zu den Kindern drückt sich die stereotype Wahrnehmung  Schwarzer Weiblichkeit aus. Während 'Tante' Chloe, George Shelby, den Sohn des weißen Sklavenhalters umsorgt und ihn beim Essen ein „Goldkind“ (ebd.: 34) nennt, droht sie ihren eigenen Kindern mit Schlägen und bezeichnet diese als „Nigger“ (ebd.).[3] Die Konstruktion der Mammy bzw. die Figur der Schwarzen liebevollen Haushälterin tritt in zahlreichen weiteren Romanen der US-amerikanischen Literatur auf (vgl. Faulkner 1956: 40 f.; vgl. McCullers: 1967). Als Trademark für unterschiedliche Produkte wird das Bild der Schwarzen Frau als „docile and servile“ (Kern-Foxworth 1994: 63) und als Versorgerin des weißen Haushaltes bis in die heutige Zeit verbreitet und reproduziert. So wurde die Figur der Mammy in Form der 'Aunt Jemima' „reinvented as repository of Old South romance and 'modern' domestic convenience“ (Roberts 1994: 157) und ziert beispielsweise Pancake Packungen oder Sirupflaschen. Die Abbildung der Aunt Jemima auf den Produkten entspricht dabei der stereotypen Darstellung weiblicher Schwarzer Hausangestellter.
Es lassen sich bei beiden Figuren – der Mammy und der Jezebel - unterschiedliche Berührungspunkte ausmachen. So kommt es bei beiden Stereotypen zu einem Ineinandergreifen von Sexismus und Rassismus. Ausgehend von der Vorstellung Schwarzer Weiblichkeit, sei es nun in Form der promiskuitiven Jezebel oder der unterwürfigen Mammy, findet die soziale Stellung Schwarzer Frauen ihre Legitimierung. Die Ausbeutung der Arbeitskraft sowie die sexuelle und emotionale Ausbeutung Schwarzer Frauen lasse sich demnach auf die Wünsche, Bedürfnisse und Wesenhaftigkeit eben dieser zurückführen. Die Gleichsetzung der Schwarzen Frau mit der Figur der Jezebel oder der Mammy beinhaltet zugleich ein Absprechen der Fähigkeiten als Mutter. Beiden fehle jedwede moralische Autorität, die für die Erziehung von Kindern unabdingbar sei. Eine solche lasse sich eben nur bei den weißen Herrinnen ausmachen. Diese Vorstellung von Schwarzer Mutterschaft manifestiert sich nicht nur im Umgang mit Schwarzen Frauen während der Epoche der Sklaverei. Beide Stereotypen weisen zudem eine Kontinuität auf und finden sich in unterschiedlichen aktuellen soziopolitischen und kulturellen Diskursen wieder und beeinflussen bis heute die Wahrnehmung und die politische Auseinandersetzung um Schwarze Mutterschaft in den USA.

5. Die soziale Stellung Schwarzer Frauen nach der Sklaverei

Trotz der Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1865 blieben die spezifischen Vorstellungen von Schwarzer Weiblichkeit erhalten. Das Zusammenwirken aus rassistischen und sexistischen Stereotypen und den ökonomischen Zwängen fesselte die Schwarze Frau auch in der Epoche nach der Sklaverei an die alten Lebensumstände. Die Freisetzung aus der Sklaverei bedeutete dementsprechen weiterhin in Verhältnissen zu arbeiten, die sich von denen der weißen Frauen unterschieden. Zum einen zwang die Nichtvergabe von Land im Süden der USA viele zurück auf die Plantagen „under circumstances scarcely more favorable than those prevailing before the war“ (Franklin/Moss 1994: 232). So gaben im Jahre 1870 mehr als vier von zehn Schwarzen verheirateten Frauen an, als Feldarbeiterinnen beschäftigt zu sein, wohingegen 98,4 % der weißen Frauen keiner entlohnten Arbeit nachgingen (vgl. Jones 1985: 63). „Form most black women then, freedom had very little to do with individual opportunity or independence in the modern sense“ (Jones 1985: 63). Zum anderen führte die geringe Entlohnung Schwarzer Männer dazu, dass auch ihre Frauen zur finanziellen Versorgung der Familie beitragen mussten. Nach dem Ende der Sklaverei „large numbers of the newly-freed people legalized long-term slave unions by marrying“ (Omolade 1987: 250). Dabei bildete das Vorbild für die Art des Zusammenlebens, dass der weißen Familien. Die weiße Norm von Ehe, Familie und Mutterschaft blieb jedoch für die Schwarze Bevölkerung unerreichbar. „Economic pressures prevailed over marital custom“ (ebd.: 252). Das weiße Idealbild der Frau als Hausfrau und Mutter konnte nicht erfüllt werden. Als Arbeitende entsprachen Schwarzen Frauen eben nicht der 'allgemeinen' Vorstellung von Frauen, die sich in der Sphäre der Reproduktion aufzuhalten haben und sich von ihrem Mann versorgen lassen. „Women who worked for wages were considered deviant and neglectful. The conception of motherhood fined to the home and opposed to wage of labor never applied to Black women“ (Roberts 2017: 15).
Während im Süden der USA der Großteil der Schwarzen Frauen auf Feldern arbeitete, wurden sie im Norden in den weißen Haushalten beschäftigt. Gerade die virulenten rassistischen und sexistischen Stereotype fesselte viele an die gewohnten Arbeiten. Insbesondere die Gleichsetzung von Schwarzen Frauen mit einer hingebungsvollen Versorgung von weißen Haushalten blieb eine dominante Sichtweise auf die Arbeitskraft von Schwarzen Frauen. „In general, black women's work in the North was synonymous with domestic service; although the racial caste system was more overtly brutal in the South, white Americans regardless of regional affiliation relegated black women to this lowliest occupational status“ (ebd.: 164). Besonders diese Arbeit reproduziert nicht zuletzt auch das alte Verhältnis zwischen Sklavenhaltern und Sklavinnen. Die Anforderungen und Erwartungen an die Schwarzen Frauen verunmöglichten für viele den Kontakt zur eigenen Familie:

„But this appreciation of the black mammy is always of the foster mammy, not of the mother in her home, attending to her own babies. And as the colored mother has retreated to her own home, the master class has cried out against her. 'She is thriftless and stupid,' the white mother says, 'when she refuses to nurse my baby and stays with her own'“ (Du Bois 1912: 78).

Sie hatten nicht die Möglichkeit, sich in derselben Intensität und Weise ihren Kinder zu widmen, wie es weiße Frauen taten. Diejenigen Schwarzen Frauen, die auch als Hausfrauen tätig waren, wurden als faul und arbeitsscheu wahrgenommen. Eine solche Wahrnehmung lässt sich auf das weiße Verständnis von Arbeit zurückführen. „Black women who eschewed work under the direct supervision of former masters did not really 'work' at all, regardless of their family household responsibilities“ (Jones 1985: 59).

4.1. 'black single motherhood' und 'welfare queen - Zur Kontinuität von Stereotypen

Die Zuschreibungen, die Schwarze Frauen während und auch nach der Sklaverei erfahren haben, lassen sich historisch in unterschiedlichen soziopolitischen Diskursen der USA ausmachen und beeinflussten zugleich ihre gesellschaftliche Stellung. Die Konstruktionen blieben im Kern unverändert, traten jedoch in unterschiedlicher Weise und Zusammenhängen wieder auf. Ab dem 20. Jahrhundert kam es zunehmend zu einer Verwissenschaftlichung des Diskurses um Schwarze Weiblichkeit. Dabei wurde die Auseinandersetzung und Konstruktion von Schwarzer Weiblichkeit und der (Un-)Fähigkeit zur Mutterschaft vermittelt über eine Betrachtung der Struktur Schwarzer Familien geführt (vgl. Feder 2007: 85). Eine zentrale Rolle nahmen dabei die Sozialwissenschaften ein. Auf ihre 'Erkenntnisse' über die spezifische Struktur von afroamerikanischen Familien konnte der Staat zurückgreifen, wenn es um die Legitimierung von sozialen Kontrollen und der Regulierungen der Schwarzen Bevölkerung ging. Eine Fokussierung auf die Struktur Schwarzer Familien setzte bereits in den 1930er und 40er Jahren ein. Die unterschiedlichen Veröffentlichungen hatten die Absicht, zu ergründen, was zum einen die Ursachen für die Fragilität Schwarzer Familien seien und zum anderen den sozialen und ökonomischen Ausschluss der Schwarzen Bevölkerung zu erklären. Dabei wurde jedoch nicht etwa die rassistische Diskriminierung benannt, als Auslöser für „Arbeitslosigkeit, schlechte Wohnverhältnisse, unzulängliche Schuldbildung und medizinische Unterversorgung“ (Davis 1982: 18), sondern es wurde die These aufgestellt, dass die sich unter den Bedingungen der Sklaverei herausgebildete dominante, eigenständige und unabhängige Rolle Schwarzer Frauen innerhalb der Sklavengemeinschaft für die Missstände innerhalb der Schwarzen Bevölkerung heute verantwortlich sei. Denn während die Schwarzen Frauen zum einen durch ihre spezifische Rolle die Stellung der Schwarzen Männer in Frage stellten, sahen diese sich zugleich auch durch die Bedingungen der Sklaverei in ihrer Männlichkeit bedroht. Nicht nur die Unterwerfung durch die weißen, sondern auch die Stellung der Schwarzen Frau innerhalb der Familie habe die Verantwortungslosigkeit Schwarzer Männer befördert und führte dementsprechend zu dem hohen Anteil an alleinstehenden Schwarzen Müttern. In diesem Sinne galt die alleinstehende Schwarze Frau als Synonym für die Schwarze Familienstruktur. Durch die Kontinuität der umgekehrten Rollenverteilungen sei diese Struktur auch in der Epoche nach der Sklaverei aufrechterhalten worden (vgl. Frazier 325 ff.). In diesem Sinne galt die Schwarze Familie im Verhältnis zur weißen viktorianischen Familie als dysfunktional.
Die Annahme, in deren Mittelpunkt die Schwarze Frau als Schuldige für die sozialen Missstände der Schwarzen Bevölkerung herhalten musste, wurde in den 60er Jahren wieder aufgegriffen und verdichtete sich in der Vorstellung von einem Schwarzen Matriarchats. Der Mythos eines Schwarzen Matriarchats knüpfte an die Idee der dominanten und unabhängigen Schwarzen Frau an und machte diese nicht nur verantwortlich für den Zerfall Schwarzer Familien, sondern für den sozialen und ökonomischen Ausschluss der Schwarzen Bevölkerung im Allgemeinen. In diesem Kontext ist insbesondere eine im Jahre 1965 durch den US-amerikanischen Staat in Auftrag gegebene Studie zu nennen, die durch den amerikanischen Soziologen und Staatssekretär im Arbeitsministerium Daniel Patrick Moynihan verfasst wurde. Der Bericht „The Negro Family: A Case for National Action“ geht davon aus, dass „at the heart of the deterioration of the fabric of Negro society is the deterioration of the Negro family. It is the fundamental source of the weakness of the Negro community at the present time“ (Moynihan 1965: 5). Die Schwarze Bevölkerung sei „forced into a matriarchal structure, which, because it is so out of line with the rest of the American society, seriously retards the progress of the group as a whole“ (ebd.: 29). In dieser Studie wird auf Grundlage unterschiedlicher Datensätze eine kausale Verbindung zwischen den sozialen und ökonomischen Problemen der Schwarzen Bevölkerung und der vermeintlichen matriarchalen Familienstruktur hergestellt. Auch hier wird nicht die rassistische Diskriminierung als Ursache ausgemacht, sondern das Fehlen einer männlichen Autorität. Die Schwarze Kultur stellt für Moynihan eine „tangle of pathology“ (ebd.: 45) dar, die „capable of perpetuating itself without assistance from the white world“ (ebd.: 47). Die durch das Schwarze Matriarchat ausgelöste Instabilität der Familie, die sich zum einen in einer erhöhten Rate an Familien „headed by females“ (ebd.: 9) äußere und zum anderen in der hohen Anzahl an „illegitimate children“ (ebd.: 7), sei das Hindernis für die soziale und ökonomische Gleichheit. Die Abwesenheit von Vätern führe nicht nur zu einem Scheitern der Kinder in der Schule, sondern zu einer gesellschaftlichen Desintegration dieser im Allgemeinen (vgl. ebd.: 25 ff.). Die matriarchale Familienstruktur „has Led to a Startling Increase in Welfare Dependency“ (ebd.: 12). Da diese sich innerhalb der USA als dysfunktional erweist, ergibt sich hieraus, dass eine Reformierung der Schwarzen Familie notwendig sei. Die vermeintliche Dysfunktionalität untermauert zudem die weiße Annahme einer Inferiorität Schwarzer Kultur im Allgemeinen (vgl. Collins 1989: 878). Ausgehend von den angeblichen Folgen, die eine Abwesenheit von Schwarzen Vätern hätte, ist „der polemische Schluss des Moynihan-Reports (…) die Aufforderung, männliche Autorität (gemeint ist natürlich männliche Vorherrschaft) in der schwarzen Familie und der Gemeinschaft überhaupt einzuführen“ (Davis 1982: 18). Die Reformierung der Schwarzen Familie bedeutet demnach eine Remaskuliniserung Schwarzer Männer und die Integration bzw. Angleichung Schwarzer Familien an die patriarchale Gesellschaftsordnung.
Die Konstruktion eines Schwarzen Matriarchats blieb keineswegs unwidersprochen. So verwiesen unterschiedliche soziologische und historische Studien zum einen auf die dominante Rolle von Schwarzen Männern innerhalb der Sklavenfamilien hin und zum anderen wurde dargelegt, dass das Konzept der weißen Familie sich grundlegend von dem der Sklavenfamilie unterscheide und nicht einfach in Verhältnis gesetzt werden könne. So begriffen Schwarze Sklav_innen als 'Familie' das, „was Soziologen heute die 'erweiterte Familie' nennen“ (Finzsch 2002: 262). Zur Familie gehörten demnach auch „die erwachsenen Schwestern und Brüder mit ihren Kindern (…), während die Sklavenbesitzer von der Konstruktion einer Einheit ausgingen, die im wesentlichen einer modernen Kernfamilie entsprach“ (ebd.). Für Angela Davis negiert die Idee eines Schwarzen Matriarchats nicht nur die realen sozialen Verhältnisse heute, sondern auch das Leid, das Schwarzen Frauen in der Geschichte zugefügt wurde:

„The designation of the black woman as a matriarch is a cruel misnomer. It is a misnomer because it implies stable kinship structures within which the mother exercises decisive authority. It is cruel because it ignores the profound traumas the black woman must have experienced when she had to surrender her child-bearing to alien and predatory economic interests“ (Davis 1972: 84)

Der Begriff des Matriarchats impliziert, dass es eine soziale Ordnung gebe, in der Frauen über soziale und politische Macht verfügten, also ein Zustand, der nicht ansatzweise die gesellschaftliche Stellung Schwarzer Frauen widerspiegelte (vgl. hooks 1992: 72). Trotz dieser Interventionen setzte sich die Annahme von der dominanten Schwarzen Frau als Quelle für die soziale wie auch ökonomische Desintegration der Schwarzen Bevölkerung durch. Obwohl die These vom Schwarzen Matriarchat bereits vor dem Bericht existierte, schaffte es der 'Moynihan-Report' sowohl wissenschaftliche als auch populäre Diskurse miteinander zu verbinden, sodass dem Text „eine Brückenfunktion in der Erweiterung des Diskurses zukommt, ohne dass in diesem 'Bericht' neue Argumente oder 'wissenschaftliche' Erkenntnisse vorgelegt wurden, die vorher nicht verhandelt worden wären“ (Finzsch 2002: 268). Mit dem Bericht rückte die Schwarze Frau ein weiteres Mal in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Es

„scheint sich eine diskursive Formation verfestigt zu haben, die erstens die defizitäre schwarze Familie ursächlich verantwortlich für die Misere der afroamerikanischen Gemeinschaft macht und zweitens die Rolle der Frauen innerhalb dieser Familie kritisch beurteilt. Im Zentrum der afroamerikanischen Familie steht demnach die alleinerziehende matriarchale Frau, die sexuelle Bindungen zu verschiedenen Männern eingeht, die aber für die pädagogische und sexuelle Orientierung der Kinder, die diesen Bindungen entstammen, unbedeutend ist“ (ebd.: 268).

Die Schwarze Familie wird auf der Basis von 'wissenschaftlichen' Ergebnissen pathologisiert. Vermittelt über die Pathologisierung wird auch die Wahrnehmung des Verhältnisses von Schwarzer Weiblichkeit und Mutterschaft verfestigt. In dieser Auffassung sei die Schwarze alleinerziehende Mutter aufgrund ihres Charakters nicht in der Lage, ihre – nicht ehelich gezeugten – Kinder auf die gesellschaftlichen Anforderungen vorzubereiten. In diesem Bild der Schwarzen Mutter ist sowohl das Stereotyp der Mammy als auch das der Jezebel enthalten. Die hohe Anzahl an alleinerziehenden Müttern sei nicht zuletzt auch auf den häufig wechselnden außerehelichen Geschlechtsverkehr Schwarzer Frau zurückzuführen. Das Bild der Schwarzen Frau als promiskuitiv, als Jezebel, drückt sich hier aus. Das Thema der fehlenden moralischen Autorität und der Vernachlässigung hingegen lässt sich auf das Bild der Mammy zurückführen. Es zeigt sich, dass die Konstruktion der 'single black motherhood' keine rein objektive wissenschaftliche und wertneutrale Kategorie bildet, die sich aus der Analyse von Datensätzen heraus ergibt, wie der 'Moynihan-Report' impliziert, sondern dass diese unterfüttert ist mit traditionellen rassistischen und sexistischen Stereotypen aus der Epoche der Sklaverei. „This thinking held that Black matriarchs damages their families in two ways: they demoralized Black men and they transmitted a pathological lifestyle to their children, perpetuating poverty and antisocial behavior from one generation to the next“ (Roberts 2017: 16). Die Perpetuierung der Armut geht dabei mit einer Inanspruchnahme von staatlichen Leistungen einher. Im Gegensatz zur Sklaverei wird die Fähigkeit zur Mutterschaft auf der Basis von 'Wissenschaft' abgesprochen und legitimiert dadurch zugleich die staatliche Kontrolle über die Reproduktion von Schwarzen Frauen. Insbesondere der Staat hat aufgrund des 'Zusammenhanges' zwischen staatlicher Hilfe und single black motherhood ein Interesse an einer kontrollierten bzw. regulierten Reproduktion der Schwarzen Bevölkerung. Hiervon ausgehend wird die 'single black motherhood' zu einem der zentralen sozialen Probleme der USA erhoben, obwohl es rein statistisch gesehen „more white babies than Black babies born to single mothers“ (ebd.: 17) gibt. Das Bild der Schwarzen alleinerziehenden Mutter, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sei, wurde später von Ronald Reagen in seinem Wahlkampf in der Figur der 'welfare queen' aufgegriffen und für Rücknahme von staatlichen Sozialleistungen im Sinne seiner neoliberalen politischen Ausrichtung benutzt:

„By 1979, the idea of mothering poor children and children of color was under direkt attack. Ronald Reagan was running for president on a platform that criminalized the 'welfare queen', a figure he invented in order to sell a neoliberal vision that insisted education, housing, and orther social issues were not collective but individual issues“ (Gumbs 2016: 26).

Reagan führte in einer Wahlkampfrede eine Sozialhilfeempfängerin an, die Leistungen durch die Annahme unterschiedlicher Identitäten erschlichen haben soll. Diese habe zugleich mit der Absicht einer Inanspruchnahme von staatlichen Geldern eine hohe Anzahl an unehelichen Kindern gezeugt. Ausgehend von dem öffentlichen Bild Schwarzer Frauen und Mütter war es nicht mehr notwendig, die 'welfare queen' als Schwarz zu markieren, da dies bereits im Diskurs um Fragilität Schwarzer Familien und der Inanspruchnahme von Sozialleistungen stattgefunden hatte. Obwohl ein solcher Betrug nicht nachgewiesen werden konnte, „the picture of reckless Black fertility is made all the more frightening by a more devious notion of Black women's childbearing. Poor Black mother do not simply procreate irresponsibly; they purposely have more and more children to manipulate taxpayers into giving them more money“ (Roberts 2017: 17). In der Konstruktion der 'welfare queen' trat nochmal das Stereotyp der promiskuitiven Schwarzen Frau verstärkt hervor, die aus einem finanziellen Anreiz heraus Kinder zeugt und dabei die Versorgung und Erziehung eben dieser als irrelevant erachtet.
Eine solche Wahrnehmung von Schwarzer Mutterschaft wird in der Musik unterschiedlicher Schwarzer Künstler_innen konterkariert. Speziell im Rap nimmt die Darstellung der eigenen Mutter eine zentrale Rolle ein. Dabei werden in einer romantisierenden, überhöhenden, fast schon ödipalen Form die Fürsorge und die Aufopferung der eigenen Mutter im Kontext von ökonomischer und sozialer Ausgrenzung besungen. Die Texte der Künstler_innen bilden eine Art von Gegen-Narrativ.  Ein solches findet sich beispielsweise in dem Track von Kanye West mit dem Titel „Hey Mama“ wieder:

„I want to tell the whole world about a friend of mine
This little light of mine, I'm feelin' let it shine
(…) I was 3 years old when you and I move to the chi
Late december, harsh winter gave me a cold
You fix me up something that was good for my soul
Famous homemade chicken soup, can I have another bowl (hey mama)
You work late nights just to keep on the lights
Mommy got me training wheels so I can keep on my bike
And you would give me anything in this world“ (West 2005)



Kanye stellt die doppelte Belastung von Arbeit und Reproduktionsarbeit dar, die einer Frau und einer alleinerziehenden Frau im Besonderen zukommt. Dem Bild der 'black single motherhood', die von der Inanspruchnahme von Sozialleistungen lebt und diese den Kindern vorenthält, wird hier die Darstellung einer unterstützenden, hingebungsvollen und fürsorglichen Mutter entgegensetzt. Auch bei anderen Künstler_innen finden sich solche Gegen-Narrative. Die Soulsängerin Janelle Monae beispielsweise setzt sich in ihrem Track „Ghetto Woman“ konkret mit dem Verhältnis zwischen der sozialen Wirklichkeit und der gesellschaftlichen Wahrnehmung Schwarzer Frauen auseinander:

„Carry on, ghetto woman
I see you working night to morning light yet no one cares
Carry on, ghetto woman
Cause even though they laugh and talk about the clothes you wear
(…) Even when the news portrays you less than you could be
I wish they could just realize
All you ever needed was someone to free your mind“ (Monae 2013)

 
Obwohl die Mutter eine prekäre Stellung hat, bleibt dies gesellschaftlich unberücksichtigt. Vielmehr drücken sich ihr gegenüber zum einen sozialchauvinistische Ressentiments aus und zum anderen wird in der Öffentlichkeit ein gegenteiliges Bild ihrer Person gezeichnet. Der Prozess der Umkehrung bzw. Verdrehung, die hier beschrieben wird, ist als eine Referenz auf den Diskurs der 'welfare queen' und des 'black matriarchat' zu interpretieren. Der Verleugnung und Entwertung, die der Schwarzen Mutter entgegengebracht wird, hält die Sängerin die reale soziale Situation Schwarzer Mütter entgegen. Der Refrain, der aus dem wiederholten „carry on, ghetto woman“ besteht, beinhaltet ein 'empowerndes' Moment. Durch den Hinweis auf die Sichtbarkeit ihrer Person und ihrer Arbeit soll es die Schwarze Frau bestärken bzw. sie im Kontext des gesellschaftlichen Ausschlusses stützen.
Trotz dieser Gegen-Narrative muss darauf verwiesen werden, dass im Rap auch gleichzeitig eine Abwertung von Schwarzer Mutterschaft ausdrückt wird. Während die eigene Mutter als eine gegen die Armut kämpfende, aufopfernde Frau präsentiert wird,  wird die Beschreibung der Mutter der eigenen Kinder dem Bild der eigenen Mutter diametral entgegensetzt. „They do not give their female peers, baby mamas the same face space and expression of love“ (Tyree 2009: 56). Eine solch devaluierende Darstellung Schwarzer Mutterschaft findet sich in dem von 2Pac im Jahre 1996 herausgegebenen Track mit dem Titel „Wonda Why They Call U Bitch“:

„You wonda why they call you bitch
(…) But you's a money-hungry woman and you need to change
(…) It was said you were sleezy, even easy
Sleepin' around for what you need, see
(…) You leave your kids with your mama
‘Cause your headin' for the club
In a skin-tight miniskirt, lookin' for some love
Got them legs wide open while you're sittin' at the bar
(…) I guess times gettin' hard, even harder for you
‘Cause hey now, got a baby on the way now
More money from the county, and thanks to the welfare
You're about to get your hair done“ (2Pac: 1996)


Ähnlich wie im Track von N.W.A findet auch hier eine Entmenschlichung Schwarzer Frauen durch die Verwendung des Begriffes 'bitch' statt. Jedoch wird nicht die Figur der Jezebel rezipiert, sondern das Bild der 'welfare queen'. 2Pac reproduziert alle Facetten, die das Stereotyp der 'welfare queen' umfassen. Es wird nicht nur eine unverantwortliche, alleinerziehende, promiskuitive Mutter beschrieben, die den häufig wechselnden Kontakt zur gezielten Zeugung von Kindern für den Erhalt staatlicher Unterstützungen nutzte, welche dem Stereotyp entsprechend nicht für die eigenen Kinder entäußert werde, sondern für sich selbst. Zur Veranschaulichung der unterschiedlichen und entgegensetzenden Konstruktionen von Schwarzer Mutterschaft in Raptexten sei auf das Lied „Dear Mammy“ von 2Pac verwiesen. 


In diesem nimmt die – eigene – Mutter im Unterschied zum Track „Wonda Why They Call U Bitch“ eine positive Funktion ein. 2Pac schafft es in diesem Sinne sowohl Schwarze Mutterschaft aufzuwerten als auch rassistische und sexistische Vorstellungen zu bedienen. Lieder wie „Wonda Why They Call U Bitch“ konterkarieren die wichtigen Gegen-Narrative. Sie tragen mit dazu bei, dass sich Stereotypen wie das der 'welfare queen' oder der Jezebel gesellschaftlich durchsetzen und eine ideologische Legitimierung für den staatlichen Zugriff auf Schwarze Frauen, ihre Körper und ihre Reproduktionsfähigkeit schaffen. „This view of Black motherhood provides the rationale for society's restrictions on Black female fertility“ (Roberts 1991: 1444).

5. Der staatliche Zugriff auf Schwarze Körper und Mutterschaft

Ein solcher Zugriff erfolgte in den letzten Jahrzehnten dabei im Wesentlichen auf zwei Ebenen. Zum einen durch einen überproportionalen staatlichen Kindesentzug und zum anderen durch eine permanente Verunmöglichung von Schwarzer Mutterschaft durch Sterilisation. In den USA wurde Ende der 1960er von unterschiedlichen Seiten die Forderung an den Staat gestellt, die Kontrolle und die Intervention in Familien zu verschärfen. Die Absicht „to overcome poverty have resulted in concern over 'disadvantaged' child“ (Wald 1975: 985 f.). Die Fokussierung auf das Wohlergehen der Kinder mit der Absicht der Armutsbekämpfung führte folglich zu einer Fixierung auf „family failures as the cause of 'disadvantage' and to support state intervention earlier in overcome these 'disatvantages'“ (ebd.: 986). Anknüpfend an die 'Erkenntnisse' des Mohyani-Reports rückten dabei verhältnismäßig mehr Schwarze als weiße Familien in das Blickfeld der Behörden. Die erwünschte Norm, in der Kinder aufzuwachsen hätten, bildete die weiße Kernfamilie. Die Einschätzung, dass Schwarze Familien sich durch eine hohe Instabilität, durch eine Vernachlässigung der Kinder und durch die Tradierung eines bestimmten pathologischen Lebensstils auszeichneten und dies wiederum eine Rückwirkung auf die ganze Gesellschaft habe, führte zu der Notwendigkeit eines staatlichen Eingriffes. Auch das Konzept der erweiterten Familie wurde als normabweichend angesehen. „Misunderstood and misinterpreted cultural patterns have generated the placement in foster homes and institutions of many minority children who are not abused or neglected“ (ebd.). Daraus resultiert auch, dass „disproportionate number of minority children are placed by the child welfare system in foster homes and institutions“ (Stack 1983: 541). Der überproportionale Eingriff in Schwarze Familien durch den Staat hinterlässt nicht zuletzt auch ein Misstrauen innerhalb der Schwarzen Bevölkerung. Die Thematisierung und Auseinandersetzung mit Kindesentziehung in der eigenen Familie oder bei Bekannten durch das Jugendamt und die Unterbringung in Pflegefamilien findet dementsprechend auch Ausdruck in unterschiedlichen Textformen. So behandelt auch Kendrick Lamar in seinem autobiografischen Song „Sing About Me, I'm Dying of Thirst“ das Aufwachsen in Pflegefamilien. Er stellt die negativen Erfahrungen von Kindern aus Pflegefamilien in einen kausalen Zusammenhang mit ihrer späteren sozialen und ökonomischen Ausgrenzung:

„This is the life of another girl damaged by the system
These foster homes, I run away and never do miss 'em“ (Kendrick Lamar 2012)



Das Misstrauen gegenüber dem Staat und die Auswirkungen des Aufwachsens innerhalb von Pflegefamilien findet sich auch beim Rapper The Game wieder.

„So he moved in with me, my mama, and my sisters
Couldn't let him go to foster care 'cause she ain't trust the system
So she took care of him like he was me
Gave us everythin' she could back when shit was all good“ (The Game)

 
Dieser beschreibt, inwieweit Freunde oder Ähnliches für Kinder die Familienfunktion einnehmen. Das Konzept der erweiterten Familie, der community, wird in Bewusstsein über die Bedeutung und Folgen des Aufwachsens innerhalb fremder Familien in Stellung gebracht gegen den staatlichen Zugriff. Neben Kendrick Lamar und The Game erfuhr auch der Bürgerrechtler Malcom X einen solchen Eingriff. In seiner Autobiografie schreibt er dazu, „soon the state people were making plans to take over all of my mother's children“ (Malcom Little 1978: 20). In dieser Maßnahme drückt sich für ihn die historische Beziehung zwischen Sklavenhalter und Sklavinnen aus. Durch die Entmündigung der Schwarzen Frau, der Aberkennung über die Verfügungsgewalt und dem Entzug der Kinder unter die Kontrolle eines weißen Mannes werde das alte System reproduziert und finde in neuer Form seine Anwendung. „A Judge (...) had authority over me and all of my brothers and sisters. We were "state children," court wards; he had the full say-so over us. A white man in charge of a black (...) children! Nothing but legal, modern slavery-however kindly intentioned“ (ebd.: 21).
Neben dem Kindesentzug bildete die Sterilisation den zweiten Eingriff in den Komplex von Schwarzer Mutterschaft. Sie stellt ihre Negation schlechthin dar. Die Maßnahme der Sterilisation betrifft nicht ausschließlich nur Schwarze Frauen, sondern auch andere Women of Color sind betroffen, sowie Frauen aus der Unterschicht. In den 1970er Jahren kam es vonseiten des Staates zu einer Streichung der öffentlichen Mittel für Abtreibungen, sodass insbesondere Schwarzen und verarmten Frauen das Recht auf eine legale Abtreibung genommen wurde. Da hingegen „die operative Sterilisation (…) weiterhin durchgeführt wird, sehen sich mehr und mehr Arme Frauen gezwungen, die dauernde Unfruchtbarkeit zu wählen“ (Davis 1982: 197). Bis heute subventioniert der Staat die Sterilisation und perpetuiert damit den Anreiz für viele arme und Schwarze Frauen sich dieser zu unterziehen. Dabei bleibt eine Informierung über andere Möglichkeiten der Verhütung oder die Möglichkeit einer Abtreibung aus (vgl. Nsiah-Jefferson 1989: 326 f.). Somit bildet die Sterilisation im Grunde genommen die einzige öffentlich finanzierte Verhütungsmethode auf die arme und Women of Color zurückgreifen können. Neben der Entscheidung zur Sterilisation, die aus einer staatlichen Nichtsubventionierung resultiert, kam es auch zu vielen Fällen von „sterilization abuse“ (Petchesky 1979: 32).[4]Im Jahre 1974 beispielsweise brachte eine gerichtliche Verhandlung in Alabama zu Tage, dass zwischen 100.000-150.000 „women, most of them poor and/or African-American adults, were sterilized without giving their informed consent“ (Hansen/King 2013: 249). Zudem wurde in der Verhandlung angegeben, „that an indefinite number of poor people have been improperly coerced into accepting a sterilization operation under the threat that various federally supported welfare benefits would be withdrawn unless they submitted to irreversible sterilization“ (Weinberger 1974). Die überproportionale hohe Anzahl an Sterilisationen bei Schwarzen Frauen und die damit verbundene Verhinderung Schwarzen Lebens lässt sich auf die Vorstellung einer Minderwertigkeit Schwarzer Menschen zurückführen und der Imaginierung einer Gefahr für die soziale Ordnung. Derartige eugenische Positionen lassen sich bis heute in den USA ausmachen. „In 2005, former U.S. Secretary of Education (…), publicly stated that aborting every Black baby would decrease crime“ (Gumbs 2016: 20).
Die Abwertung von Schwarzer Mutterschaft und die Konstruktion dieser als Gefahr für die soziale Ordnung ermöglichte nicht nur vermehrte staatliche Interventionen, sondern die Intensivierung des Diskurses im Zuge des Wahlkampfes von 1979 bestärkte und verstärkte zudem auch die rassistischen und sexistischen Ressentiments innerhalb der Bevölkerung. So wurden in den ersten Monaten des Jahres 1979 in Boston 12 Schwarze Frauen ermordet. Und auch in anderen Teilen der USA kam es in demselben Jahr zu körperlichen Übergriffen auf Schwarze Frauen (vgl. ebd.: 26).

6. Fazit

Um auf die eingangs gestellte Frage einzugehen, wie historisch der gesellschaftliche Zugriff auf Schwarze Frauen und Mutterschaft in den USA aussah bzw. aussieht, wurde zunächst die soziale Stellung Schwarzer Frauen in der Epoche der Sklaverei beleuchtet. In dieser verlor die Frau jede Autonomie über ihren eigenen Körper. Ihre Handlungen blieben den Entscheidungen der weißen Sklavenhalter unterworfen. Ihre Fähigkeit zur Reproduktion erlangte durch das Ende des internationalen Sklavenhandels einen zentralen ökonomischen Stellenwert für den Sklavenhalter. Die Schwarze Frau verlor nicht nur die Autonomie über ihren eigenen Körper, sondern auch die Entscheidungsgewalt über das Schicksal ihrer Kinder. Die Sklaverei legte den Grundstein für die Objektivierung der Schwarzen Frau, in der ihr Körper und der Komplex um Mutterschaft zum Gegenstand der sozialen Regulation wurde. Schwarze Mutterschaft als Ausdruck eines selbstbestimmten Entschlusses existierte in der Regel nicht.
Sowohl die Ausbeutung der Arbeitskraft als auch die sexuelle und emotionale Ausbeutung der Sklavinnen stehen im Kontext sexistischer und rassistischer Vorstellung Schwarzer Weiblichkeit und wurden durch diese rationalisiert. Diese sind dem weißen viktorianischen Frauenbild – die Frau als verhäuslichtes, fürsorgliches und asexuelles Wesen – diametral entgegengesetzt. Zum einen wird die Schwarze Frau in der Figur der Jezebel als promiskuitiv und trickreich dargestellt und zum anderen in der Figur der Mammy als weich und zugleich amoralisch. Beide Konstruktionen ermöglichten einen spezifischen Zugriff auf den Schwarzen Körper. Während die Figur der Jezebel die sexuelle Ausbeutung legitimierte, ermöglichte die Figur der Mammy die Ausbeutung in der Reproduktionssphäre. Beide enthalten zugleich eine Abwertung und das Absprechen der Fähigkeit zur Fürsorge, Betreuung und Versorgung der eigenen Kinder. Trotz der Abschaffung der Sklaverei blieben die Konstruktionen weiterhin virulent. Die neuen sozioökonomischen Bedingungen zwangen die Schwarzen Frauen auch weiterhin ihre Arbeitskraft zu entäußern und ermöglichten ihr kein wirkliches Heraustreten aus den alten Lebensbedingungen. Die Schwarze Frau konnte dementsprechend auch nicht dem weißen Idealbild der verhäuslichten Frau und Mutter entsprechen. Vielmehr tradierte sich die weiße Wahrnehmung von Schwarzer Weiblichkeit und wurde ab dem 20. Jahrhundert zum Gegenstand von wissenschaftlichen und politischen Diskursen. In diesen wurde die vermeintliche Instabilität Schwarzer Familien und die soziale und ökonomische Ausgrenzung Schwarzer Menschen nicht auf den Rassismus zurückgeführt, sondern auf eine angebliche matriarchale Stellung Schwarzer Frauen und das Fehlen Schwarzer Männlichkeit. Anknüpfend an das Stereotyp der Jezebel und Mammy seien insbesondere ihre fehlende moralische Autorität und ihre Promiskuität Ursache für die Dysfunktionalität und Pathologie Schwarzer Familien und stellen somit eine Gefahr für die soziale Ordnung der USA im Allgemeinen dar. In Folge dessen rückte das Bild der alleinstehenden Schwarzen Frau und Mutter verstärkt in das Blickfeld der staatlichen Bevölkerungs- und Sozialpolitik. Im Zuge der neoliberalen Ausrichtung Ronald Reagans intensivierte sich der Diskurs um Schwarze Mutterschaft vermittelt über den Themenkomplex von Sozialleistungen. Die 'black single mother' als 'welfare queen' war fungierte innerhalb des Diskurses als Sinnbild für die ungerechtfertigte und gezielte ausnutzende Inanspruchnahme von staatlichen Geldern. Auf der Basis einer solchen Betrachtung und negativen Verortung von Schwarzer Mutterschaft, erscheint von staatlicher Seite ein Eingreifen in die Reproduktion Schwarzer Menschen und insbesondere ein Zugriff auf den Körper Schwarzer Frauen als notwendig für die Stabilität der Gesellschaft. Ein solcher Zugriff vollzog sich beispielsweise durch einen überproportional hohen Kindesentzug von Schwarzer Müttern. Die Negation Schwarzer Mutterschaft schlechthin bildeten die Sterilisation und der 'abuse' von Sterilisation an Schwarzen Frauen.
Von der Epoche der Sklaverei an lassen sich die rassistische und sexistische Vorstellungen von Schwarzer Weiblichkeit auszumachen, die bis heute wirkmächtig sind. Hier nimmt für die Schwarzen Frauen die Regulation, der Zugriff und der damit einhergehenden Verlustes der Autonomie über den eigenen Körper und über die eigene Reproduktion ihren Ausgangspunkt.
Diese Verhältnisse perpetuieren bzw. drücken sich heute im Sprechen über die 'welfare queen' und die 'black single motherhood' oder in staatlichen Interventionen wie dem Kindesentzug oder der Nichtsubventionierung von Verhütungsmitteln aus. Es erscheint, dass eine selbstbestimmte Reproduktion von Schwarzen Menschen in den USA unerwünscht sei.


7. Literaturverzeichnis
 
Adams, Terri M.; Fuller, Douglas B.: The Words Have Changed But the Ideology Remains the Same: Misogynistic Lyrics in RapMusic. Journal of Black Studies (Journal of Black Studies, Vol. 36, No. 6 (Jul., 2006)). Online verfügbar unter https://www.jstor.org/stable/pdf/40034353.pdf?refreqid=excelsior%3Ad1f1c3b96999d7c272e07302d1f0a98c, zuletzt geprüft am 12.09.2017.

Allen, Treb (2015): The Promise of Freedom: Fertility Decisions and the Escape from Slavery. In: Review of Economics and Statistics 97 (2), S. 472–484. Online verfügbar unter http://www.mitpressjournals.org/doi/pdf/10.1162/REST_a_00466., zuletzt geprüft am 28.09.2017.

Baldwin, James (1985): Everybody's Protest Novel. In: James Baldwin: The Price of The Ticket. Collected nonfiction 1948-1985. New York: St. Martin's-Marek, S. 27–33.

Bock, Gisela; Duden, Barbara (1977): Arbeit aus Liebe - Liebe als Arbeit. Zur Entstehung der Hausarbeit im Kapitalismus. In: Gruppe Berliner Dozentinnen: Frauen und Wissenschaft, S. 118–199.

Bülow von Dennewitz, Isabel (1997): Möglichkeiten politischer Selbstbestimmung in der zeitgenössischen afro-amerikanischen Frauenliteratur. Die Problematisierung der Kategorien "race", "gender" und "class". Frankfurt am Main, Berlin [u.a.]: Lang (338).

Collins, Patricia Hill (1989): A Comparison of Two Works on Black Family Life. In: Signs Vol. 14 (4), S. 875–884. Online verfügbar unter https://www.jstor.org/stable/pdf/3174688.pdf?refreqid=excelsior%3Ab8b106fcaaf92e5e13491386e5cb5e1a, zuletzt geprüft am 02.10.2017.

Collins, Patricia Hill (2000): Black feminist thought. Knowledge, consciousness, and the politics of empowerment. New York, London: Routledge.

Davis, Angela Y. (1972): Reflections on the Black Women's Role in the Community of Slaves. In: The Massachusetts Review (Vol. 13, No. 1/2), S. 81–100. Online verfügbar unter https://www.jstor.org/stable/pdf/25088201.pdf?refreqid=excelsior:239b40ac2667c26515373716e4ee78bc, zuletzt geprüft am 29.09.2017.

Davis, Angela Y. (1982): Rassismus und Sexismus. Schwarze Frauen u. Klassenkampf in d. USA. 1. Aufl. Berlin: Elefanten Press.

Du Bois, W. E. B. (1912): The Black Mother. In: The Crisis - A Record Of The Darker Races 1912 (Vol. 5 No. 2), S. 78. Online verfügbar unter http://library.brown.edu/pdfs/1305047422781254.pdf, zuletzt geprüft am 21.09.2017.

Eggers, Maureen Maisha; Kilomba, Grada; Piesche, Peggy; Arndt, Susan (2009): Konzeptionelle Überlegungen. In: Maureen Maisha Eggers (Hg.): Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weissseinsforschung in Deutschland. 2., überarb. Aufl. Münster: Unrast, S. 11–13.

Escott, Paul D. (1997): Slavery remembered. A record of twentieth-century slave narratives. 7. [print.]. Chapel Hill: Univ. of North Carolina Press.

Faulkner, William; Braem, Helmut M. (1956): Schall und Wahn. Roman : mit einer Genealogie der Familie Compson. Zürich: Diogenes (20096).

Feder, Ellen K. (2007): Family bonds. Genealogies of race and gender. Oxford, New York: Oxford University Press.

Finzsch, Norbert (op. 2002): Gouvernementalität, der Moynihan Report und die Welfare Queen im Cadillac. In: Jürgen Martschukat (Hg.): Geschichte schreiben mit Foucault. Frankfurt am Main: Campus Verl., S. 257–282.

Foley, A. Linda; Evancic, Christine; Karnik, Karnik; King, Janet; Park, Angela (1995): Date Rape: Effects of Race of Assailant and Victim and Gender of Subjects on Perceptions. Hg. v. The Association of Black Psychologists. Journal of Black Psychology (Vol. 21 No. 1). Online verfügbar unter http://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/00957984950211002., zuletzt geprüft am 28.09.2017.

Franklin, John Hope; Moss, Alfred A. (1994): From slavery to Freedom. A History of Negro Americans. 7th ed. New York [etc.]: McGraw-Hill.

Frazier, E. Franklin (1940): The Negro Family In The United States. Hg. v. The University of Chicago. The University of Chicago - Sociological Series. Online verfügbar unter https://ia801405.us.archive.org/5/items/negrofamilyinthe031737mbp/negrofamilyinthe031737mbp.pdf, zuletzt geprüft am 28.09.2017.

Genovese, Eugene D. (1974): Roll, Jordan, Roll. The World the Slaves Made. New York: Pantheon Books, a division of Random House.

Gumbs, Alexis Pauline: m/other ourselves: a Black queer feminist genealogy for radical mothering. In: Alexis Pauline Gumbs, China Martens und Mai'a Williams (Hg.): Revolutionary mothering. Love on the front lines, S. 19–31.

Hansen, Randall; King, Desmond (2013): Sterilized by the State. Eugenics, Race, and the Population Scare in Twentieth-Century North America. Cambridge: Cambridge University Press.

Higginbotham, A. Leon (1977): In the Matter of Color. Race and the American legal process. Oxford [etc.]: Oxford University Press.

Hill Collins, Patricia (2000): Black Feminist Thought. Knowledge, Consciousness, and the Politics of Empowerment. [2nd ed.]: Routledge.

Hooks, Bell (1984): Feminist theory. From margin to center. 6. print. Boston, Mass.: South End Press.

Hooks, Bell (1992): Ain't I a woman. Black women and feminism. [Nachdr.]. London: Billing & Sons Ltd.

Jacobs, Harriet (2001): Incidents in the Life of a Slave Girl. Harriet Jacobs. New York: W.W. Norton & Company.

Jones, Jacqueline (op. 1985): Labor of love, labor of sorrow. Black women, work, and the family from slavery to the present. New York: Basic Books.

Kern-Foxworth, Marilyn (1994): Aunt Jemima, Uncle Ben and Rastus. Blacks in advertising, yesterday, today and tomorrow. Westport, Connecticut: Greenwood Press (168).

Lerner, Gerda (1972): Black women in white America. A documentary history. Princeton, N.J.: Recording for the Blind & Dyslexic.

Martschukat, Jürgen (Hg.) (op. 2002): Geschichte schreiben mit Foucault. Frankfurt am Main: Campus Verl.

McCullers, Carson (1967): The Member of the Wedding: Penguiun Modern Classics.

Morrison, Toni (1987): Beloved. A novel. Princeton, N.J.: Recording for the Blind & Dyslexic.

Moynihan, Daniel Patrick (1965): The Negro Family. A Case for National Action. United States Department of Labor. Online verfügbar unter https://web.stanford.edu/~mrosenfe/Moynihan%27s%20The%20Negro%20Family.pdf., zuletzt geprüft am 30.09.2017

Nsiah-Jefferson, Laurie: Reproductive Laws, Women of Color, and Low-Income Women. Online verfügbar unter https://www.law.berkeley.edu/php-programs/centers/crrj/zotero/loadfile.php?entity_key=JVPDI68R, zuletzt geprüft am 30.09.2017.

Omolade, Barbara (1987): The Unbroken Circle: A Historical and Contemporary Study of Black Single Mothers and Their Families. In: Wisconsin Women's Law Journal (3), S. 239–274. Online verfügbar unter http://heinonline.org/HOL/Page?handle=hein.journals/wiswo3&div=13&g_sent=1&casa_token=&collection=journals, zuletzt geprüft am 22.09.2017.

Petchesky, Rosalind Pollack (1979): Reproduction, Ethics, and Public Policy: The Federal Sterilization Regulations. In: The Hastings Center Report (Vol. 9, No. 5), S. 29–41. Online verfügbar unter http://www.jstor.org/stable/pdf/3561518.pdf?refreqid=excelsior%3A88ef3f39f7012bae22dbc14ebd6bfcdf, zuletzt geprüft am 22.09.2017.

Rawick, George P. (1972): The American Slave: A Composite Autobiography. From Sundown to Sunup - The Making of the Black Community. Westport, Conn.: Greenwood Pub. Co. (Contributions in Afro-American and African studies, no. 11).

Roberts, Diane (1994): The myth of Aunt Jemima. Representations of race and region. London, New York: Routledge.

Roberts, Dorothy E. (1991): Punishing Drug Addicts Who Have Babies:Women of Color, Equality, and the Right of Privacy. In: Harvard Law Review (7), S. 1410–1482. Online verfügbar unter http://scholarship.law.upenn.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2370&context=faculty_scholarship, zuletzt geprüft am 22.09.2017.

Roberts, E. Dorothy (1993): Racism und Patriarchy in the Meaning of Motherhood. Hg. v. Journal Of Gender & The Law. Online verfügbar unter http://scholarship.law.upenn.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1594&context=faculty_scholarship, zuletzt geprüft am 22.09.2017.

Roberts, E. Dorothy (1997): Unshackling Black Motherhood. Michigan Law Review. Online verfügbar unter http://scholarship.law.upenn.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2322&context=faculty_scholarship, zuletzt geprüft am 22.09.2017.

Roberts, Dorothy E. (2017): Killing the black body. Race, reproduction, and the meaning of liberty. Twentieth anniversary edition.

S_he (2003): Performing the Gap. Queere Gestalten und geschlechtliche Aneignung. Hg. v. arranca! Online verfügbar unter http://arranca.org/ausgabe/28/performing-the-gap, zuletzt geprüft am 09.10.2017.

Schwartz, Marie Jenkins (2006): Birthing a slave. Motherhood and medicine in the antebellum South. Cambridge, Mass., London: Harvard University Press.

Smithers, Gregory D. (2012): Slave Breeding. Sex and Slavery in African American History. Florida: University Press of Florida.

Sommerville, Diane Miller (2004): Rape & race in the nineteenth-century South. Chapel Hill [u.a.]: Univ. of North Carolina Press.

Stack, Carol B. (1983): Cultural Perspectves on Child Welfare. In: New York University Review of Law & Social Change 12 (3), S. 539–549. Online verfügbar unter http://heinonline.org/HOL/Page?handle=hein.journals/nyuls12&collection=journals&id=549&startid=549&endid=558, zuletzt geprüft am 06.10.2017.

Stowe, Harriet Beecher (1977): Onkel Toms Hütte. Unter Mitarbeit von George Cruikshank. 1. Aufl. [Frankfurt/Main]: Insel-Verl. (272).

Tyree, C. TiaM. (2009): Lovin' Momma and Hatin' on Baby Mama: A Comparison of Misogynistic and Stereotypical Representations in Songs about Rappers' Mothers and Baby Mamas. In: Women & Language Vol. 32, S. 50–58. Online verfügbar unter http://web.b.ebscohost.com/ehost/pdfviewer/pdfviewer?vid=3&sid=2a542d64-cb80-458d-98c5-fa985216eb1b%40sessionmgr104, zuletzt geprüft am 02.10.2017.

Waheed, Nayyirah (2015): Salt. San Bernardino, CA: [CreateSpace].

Wald, Michael (1975): State Intervention on Behalf of "Neglected" Children: A Search for Realistic Standards. In: Stanford Law Review Vol. 27 (4), S. 985–1040. Online verfügbar unter http://www.jstor.org/stable/1228197, zuletzt geprüft am 06.10.2017.

Weinberger, Caspar W. (1974). Hg. v. U.S. District Court for the District of Columbia. Online verfügbar unter http://law.justia.com/cases/federal/district-courts/FSupp/372/1196/1421341/, zuletzt geprüft am 09.10.2017.

West, Carolyn (2008): Mammy, Jezebel, Sapphire, and their Homegirls: Developing an "Oppositional Gaze" Toward the Images of Black Women. Online verfügbar unter https://www.academia.edu/7963159/Mammy_Jezebel_Sapphire_and_their_homegirls_Oppositional_gaze_toward_images_of_Black_women.

West, Carolyn; Johnson, Kalimah (2013): Sexual Violence in the Lives of African American Women. Hg. v. National Resource Center on Violence Against Women. VAWnet.org. Online verfügbar unter http://vawnet.org/sites/default/files/materials/files/2016-09/AR_SVAAWomenRevised.pdf.

White, Deborah G. (1985): Ar'n't I a woman? Female slaves in the plantation South. New York: Norton.

X, Malcolm; Haley, Alex (1978): The autobiography of Malcolm X. 35. print. New York: Grove Press.


 


[1]In der vorliegenden Arbeit bezeichnen die Begriffe Schwarz und weiß keine phänotypischen Differenzierungsmerkmale, keine 'biologischen Tatsachen', sondern sie werden vielmehr als Gesellschaftskonstrukte betrachtet. Mit der Großschreibung des Begriffes Schwarz soll eben darauf verwiesen werden und damit zugleich das widerständige Potenzial hervorheben, das in dieser politisch strategischen Selbstbezeichnungspraxis eingeschrieben ist. Die Kategorie weiß hingegen wird statt in der Großschreibung klein und kursiv geschrieben, um zum einen den Konstruktionscharakter darzustellen und zum anderen „diese Kategorie ganz bewusst von der Bedeutungsebene des Schwarzen Widerstandspotenzials, das von Schwarzen und People of Color dieser Kategorie eingeschrieben worden ist, abzugrenzen“ (Eggers/Kilomba/Piesche/Arndt 2009: 13).
Zudem wird im Falle einer unbestimmten Allgemeinheit das Gender_gap verwendet. Der gap verweist auf Menschen, die sich nicht im gesellschaftlich hegemonialen Zweigeschlechtersystem verorten lassen bzw. verorten lassen wollen. Es dient als sprachliches Mittel zur Sichtbarmachung von Menschen, die ansonsten, da sie sich jenseits des dominanten binären Geschlechtermodells verorten, nicht berücksichtigt werden. Das Gender_gap provoziert einen nicht 'normalen' Lesefluss. „Zwischen die Grenzen einer rigiden Geschlechterordnung gesetzt, ist er die Verräumlichung des Unsichtbaren, die permanente Möglichkeit des Unmöglichen. Mit dieser Sichtbarmachung wird die Achse des zweigeschlechtlichen Imaginären auf jenen Punkt hin dezentriert, der ihr das sichere Gefühl der Normalität versagt“ (S_he 2003). Es wird jedoch an einigen Stellen auf das Gender_gap verzichtet. In diesen Fällen geht es darum Herrschaft, sichtbar zu machen und aufzuzeigen, von wem diese ausgeht bzw. welche Gruppe diese erdulden muss.
[2]Dieses Gesetz bricht mit der britischen Rechtsprechung, wonach Kinder dem Status des Vaters folgten. Das Kind folgt zwar dem Status der Mutter, was jedoch nicht bedeutet, dass diese frei über ihre Kinder verfügen könnten. Vielmehr stellte das Kind den Besitz des Sklavenhalters dar. Obwohl ab 1664 alle Ehen zwischen Schwarzen und weißen gesetzlich verboten wurden und ab 1792 weiße für die Heirat mit einem Schwarzen Menschen bestraft wurden, blieb das Verhältnis zwischen weißen Männern und Schwarzen Sklavinnen und Bediensteten ein „commonplace and existed outside the laws“ (Omolade 1987: 244).
[3]Eine kritische Auseinandersetzung mit der Darstellung Schwarzer Figuren in „Onkel Toms Hütte“ ist deshalb notwendig, da das Werk als eine der ersten Antisklaverei Novellen schlechthin gilt (Baldwin 1985: 29),
[4]In diesem Kontext wird klar unterschieden zwischen einer selbstbestimmten Sterilisation und „sterilization abuse“ (Petchesky 1979:32) von der insbesondere Women of Color betroffen sind. Sterilization abbuse bedeutet „whenever surgical sterilizations are performed under conditions that (…) pressure an individual into agreeing to be sterilized, or obscure the risks, consequences, and alternatives associated with sterilization. The term "abuse" is meant to suggest forms of pressure short of blatant coercion, which nevertheless are unfair or arbitrary“ (ebd.). Leider kann an dieser Stelle nur kurz auf den Themenkomplex der sterilisation abuse eingegangen werden.
___

Zitiervorschlag: Arwin Mahdavi Naraghi (2018): "Schwarze Mutterschaft in den USA", online unter https://beyonce-seminar.blogspot.com/2018/03/schwarze-mutterschaft-in-den-usa.html


Kommentare