Voice Up Against Sexism

von Laura Mohr

Sexismus und patriarchale Macht- und Herrschaftsstrukturen sind Teil gesellschaftlicher Organisation im Kapitalismus. Soziale Beziehungen, basierend auf männlicher* Dominanz und Vorherrschaft sowie der untergeordneten Stellung von Frauen* in zahlreichen Lebensbereichen, manifestieren sich unter Anderem in der Alltäglichkeit von sexuell belästigendem oder übergriffigem Verhalten gegenüber Frauen*[1]. Während diese Tatsache für viele Betroffene, Opfer und Überlebende allgegenwärtig ist und alltägliche Handlungspraxen und Verhaltensmuster prägt, bedarf es gleichzeitig nach wie vor der (emotional schwierigen) Arbeit eben jener Gruppe(n), um Aufmerksamkeit auf die Zentralität von Sexismus und sexueller Gewalt als gesamtgesellschaftliches Problem zu richten. So wurden Studierende und Angestellte der Goethe-Universität zuletzt durch eine Studentin, die die verbale und körperliche Belästigung durch einen Dozenten öffentlich machte, daran erinnert, dass Sexismus kein gesellschaftliches Randproblem irgendwo da draußen, fernab des ‚normalen‘ Alltags, darstellt. Vielmehr wurde im Rahmen des folgenden Protests Studierender artikuliert, dass Sexismus für viele alltägliche Verhältnisse, auch an der Universität, prägt, was aber nur wenig Beachtung findet[2]. Mediale Kampagnen wie #aufschrei, #MeToo oder dessen Nachfolger #TimesUp sind Beispiele für das punktuelle Schaffen einer breiteren Öffentlichkeit für die ‚Problematik Sexismus‘. Auch Unterhaltungsbranchen, wie die Musikindustrie, sind Bereiche, in denen einerseits strukturelle Diskriminierung von Frauen* stattfindet, die andererseits aber auch von Künstler*innen genutzt werden, um Themen wie Sexismus, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen* zu verhandeln zu und vermitteln. Unabhängig des Lebensbereichs, einen ‚roten Faden‘ beim Thema Sexismus bildet die Tatsache, dass es immer wieder Betroffene, Opfer und Überlebende sind, die durch das Wiedergeben ihrer Erfahrungen, die Zentralität und Allgegenwärtigkeit von sexistischer Diskriminierung und deren gewalttätigen Ausdrucksformen als gesamtgesellschaftliches Problem artikulieren und ‚beweisen‘ müssen.

Dies bildet den Ausgangspunkt dieses Mixtapes, welches zwei Rapsongs der* Künstler*in Raykeea Raeen-Roes Wilson, aka Roes (zuvor Angel Haze) [3] in den Fokus setzt: Bitch Bad sowie Cleaning Out My Closet[4] verhandeln auf unterschiedlichen Ebenen Gewalt gegen Frauen*. Während die Inhalte dieser beiden Songs in engen Dialog mit theoretischen Konzepten gesetzt werden, dienen die Stimmen verschiedener anderer Rapper*innen sowohl aus dem deutsch- als auch englischsprachigen Raum als Kommentator*innen: Dieses Mixtape ist der Versuch eines Dialogs zwischen Rap und Theorie über die Frage, inwiefern ein emanzipatorischer Umgang mit sexistischen (Gewalt-)Erfahrungen von Betroffenen, Opfern und Überlebenden möglich ist[5].

Im Folgenden wird dazu als erstes das Verhältnis von Sexismus und Hip-Hop, bzw. Rap als dessen dominantester Ausdrucksform, umrissen. Über einen Einblick in die Entwicklung der Rapmusik (vor allem in den USA aber auch in Deutschland) und der wissenschaftlichen Darstellung und Vermittlung der ‚Hip-Hop-Geschichte‘ werden die Fragen aufgeworfen: Welche Rolle spielt Sexismus im Rap? Welchen Einfluss hat Rap auf gesellschaftliche Verhältnisse, als auch Sexismus? Nachdem auf diese Fragen eher mögliche Perspektiven als Antworten geben wurden, wird Roes´ Song Bitch Bad in Bezug zu binären Geschlechterideen und damit einhergehenden Annahmen über das Verhältnis von Macht und Geschlecht gesetzt. Mit Bitch Bad wird diskutiert, was es bedeutet in der Allgegenwart von Gewalt gegen Frauen* sozialisiert zu werden. Nikita Dhawans (2013) Argumentation zur ‚Politik der Vergewaltigung‘ schließt die Überlegungen zu binären Geschlechterverhältnissen ab und leitet über zu Roes´ zweitem Song Cleaning Out My Closet, in dem die* Rapper*in ihre* eigene Biographie verhandelt, geprägt durch wiederholte Vergewaltigung in der Kindheit. Anhand Roes´ offener Artikulation dieser Erfahrungen (als queere, Schwarze Rapper*in in der männlich dominierten Rapszene) werden die Potenziale und Herausforderungen queerer Antworten auf Sexismus besprochen. Hierbei wird das Konzept von Alexis Pauline Gumbs und Cynthia Dewi Oka (2016) des (self-)m/othering, welches Möglichkeiten beschreibt das Verhältnis zu sich selbst und anderen zu verändern, mit Audre Lordes ([1984] 2007) Überlegungen zu der Nützlichkeit von Wut als Quelle für Veränderung in Verbindung gebracht. Daraus ergibt sich eine Perspektive auf die Frage nach möglichen Umgangsformen mit sexistischen (Gewalt-)Erfahrungen.

Hip-Hop-Kultur und Rapszene. Sexismus und Gewalt gegen Frauen* im (Mainstream/Gangsta-) Rap

"Put Molly all in her champagne, she ain't even know it
I took her home and I enjoyed that, she ain't even know it"

(Rocko, U.O.E.N.O.)

„Ich ride rum im Quad, bin ein Artist wie van Gogh
Die Bitch sagt ‚Nein‘ und ich sag ‚Doch‘, in deinem Kopf ist sonst ein Loch“

(Hustensaft Jüngling, Vor der Villa ist 1 Zaun)

Ob im US-amerikanischen und deutschen Kontext, Rap ist nach wie vor ein (hyper-)maskulin dominiertes Musikgenre, oder „eine zahlenmäßig männlich dominierte Kulturpraxis“ (Süß 2018, 29), in dem Frauen in der Regel entweder als ‚Support‘ der männlichen Main Acts dienen und deren Prestige durch ihre leicht bekleideten Körper bezeugen oder völlig abwesend sind und nur als Objekt der Begierde oder der Erniedrigung und Misshandlung in Texten auftauchen. Einige geschlechtertheoretischen Perspektiven behaupten sogar, dass Männlichkeit das primäre Ordnungsprinzip des Rap sei (ebd, 28). Den traditionell „machistischen Männlichkeitsentwürfen“ (Dietrich 2018, 9) entsprechend, beruhen die Darstellung von Weiblichkeit* und weiblicher* Sexualität in diesen Fällen auf patriarchalen Vorstellungen und Fantasien. Über Frauen* wird verfügt, ob freiwillig oder unter Drohung, Gewalt oder Zwang. Es ist daher wenig verwunderlich, dass „[z]u den häufigsten Vorwürfen gegenüber Hip-Hop beziehungsweise seiner populärsten Ausdrucksform, dem Rap, [...] jene des Sexismus, der Misogynie und der Homophobie [zählen]“ (Süß 2018, 27). Diese Kritik hat eindeutig ihre Berechtigung, wie unzählige twirkende (Nebendarsteller*innen)Ärsche von ‚Bitches‘ und ‚Hoes‘ beweisen, die neben Waffen, Geld und Autos zeigen, wie unglaublich ‚real‘ der (Hauptdarsteller)Gangsta ist, der das Drogengeschäft in der ‚Hood‘ im Griff hat und zum Feierabend ein paar ‚Homos‘ fickt – selbstverständlich nur metaphorisch gesprochen. Ob in Sprache oder Bild, solche Narrative zu den Rollen von Männlichkeit und Weiblichkeit wurden und werden im Rapgeschäft unzählige Male reproduziert. Da Hip-Hop gegenwärtig mitunter als „weltweit die mit Abstand größte Jugendkultur“ (Dietrich 2018, 4) gewertet wird, sind es eben auch solche Vorstellungen die jungen Menschen als Referenz für ihre eigene Identitätsbildung dienen. Der Gangsta-Rap, zu dessen zentralen Inhalten Gewalt gehört, ist ein überaus populäres Genre. Für dieses Mixtape ist er Referenzpunkt, steht aber nicht im Fokus. Denn Hip-Hop auf Gangsta-Rap und die Verbreitung damit einhergehender Normen und Werte bezüglich Männlichkeit* und Weiblichkeit* zu reduzieren, ist eindeutig unterkomplex und falsch. „Die hypermaskulin konnotierten Text- und Bildwelten des Gangsta-Rap sind also ‚nur ein Teil der Kultur‘.“ (Süß 2018, 27). Dieses Mixtape schaut gewissermaßen auf die andere Seite: Jene viel berappten ‚Hoes‘ und ‚Homos‘, genauso wie queere Rapper*innen, die sich mittlerweile selbst ihren Raum im Hip-Hop genommen haben und ihre eigenen Perspektiven einbringen. Entgegen dem (hyper-)maskulin dominierten Gangsta-Rap, zeigt diese Entwicklung „anschaulich, wie durchlässig die Musikszene beispielsweise für Liberalisierungstendenzen hinsichtlich tradierter Geschlechternormen ist“ (ebd, 31).

Rap als gesellschaftskritische und politische Ausdrucksform

"You say I'm nothing without ya, but I'm nothing with ya
A man don't really love you if he hits ya
This is my notice to the door, I'm not taking it no more
I'm not your personal whore, that's not what I'm here for
And nothing good gonna come to ya til you do right by me
Brother you wait and see (Who you calling a bitch?)"


(Queen Latifah, U.N.I.T.Y.)

„Pro Homo
Wann begreift ihr Mittelalterfreaks, dass es euch nen Scheiß angeht
Mit wem ich fick und wen ich lieb“

(Neonschwarz, Love Will Never Die)

Dem so populären und kommerziell erfolgreichen Gangsta-Rap stehen zahlreiche (teilweise ebenfalls sehr erfolgreiche) Rapper*innen und Rap Crews entgegen, die sich in ihren Texten kritisch mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen auseinandersetzen. In den USA fand zu Beginn der 1980er Jahren mit den verheerenden Auswirkungen des sogenannten ‚War on Drugs‘ für die Black Community eine starke Politisierung des Oldschool-Rap statt.

„Gegen Ende des Jahrzehnte war die Politisierung so weit fortgeschritten, dass Rapkünstler sich über das Thema des Drogenhandels hinaus in ihren Songs zunehmend auch mit Bildungspolitik, dem Gesundheitssystem, Polizeigewalt, Apartheid sowie Masseninhaftierung kritisch auseinandersetzten“ (Ogbar 2018, 14).

Aus wissenschaftlicher Sicht wurden diese Entwicklungen jedoch erst ab den 1990er Jahren verfolgt, einer Zeit in der politisch subversive Texte dem Druck der (zunehmend weißen) Fangemeinde folgend schon wieder marginalisiert wurden (ebd. 16).

„Gründe für diese Verzögerung mögen zum Teil öffentliche Wahrnehmungsweisen und Mediendebatten gewesen sein, die die steigende Relevanz und den zunehmenden Einfluss der black culture auf ein weißes Publikum mit Sorge betrachteten und in einigen Fällen eindeutig rassistische Untertöne aufwiesen" (Dietrich 2018, 4).

Jeffrey O.G. Ogbar spricht von einer Repolitisierung des Raps zu Beginn des 21. Jahrhunderts unter der Bush-Administration und einem Fortbestehen dieser Tendenz vor allem im Zusammenhang mit dem Movement for Black Lives[6] (Ogbar 2018, 20). Auch in der Analyse vom Entstehungszusammenhang von Rap in Deutschland mit den Einwanderungsphasen der 1970er und 1980er Jahre beschreibt Martin Seeliger, dass die Hip-Hop-Kultur „einen Ort dar[stellte], an dem Jugendliche ihre Randständigkeitserfahrungen sowohl untereinander als auch gegenüber der Mehrheitsgesellschaft thematisieren konnten“ (ebd, 22).

Insgesamt wird Rap häufig als „Ausdrucksmöglichkeit für marginalisierte Gruppen [...] und politisches Sprachrohr der Unterdrückten mit erheblicher subversiver Kraft“ (Friedel 2018, 3) analysiert. Die Hip-Hop-Forschung sei dabei häufig durch einen intersektionalen Ansatz geprägt, der „race beziehungsweise Ethnizität, Klasse sowie Authentizität und Gender“ (Dietrich 2018, 7; Herv. i. O.) als Hauptbezugspunkte setze. Dabei werde die Kategorie race im Hip-Hop hinsichtlich seiner „Ermächtigungspotenziale für die afroamerikanische Community untersucht“ (ebd, 7); Klasse im Sinne von „Rap als Ausdrucksform sozialer Ungleichheit“ (ebd, 8); und Authentizität und Gender hinsichtlich Geschlechterkonstruktionen.

„Durchaus häufig [...] sind Studien zu Männlichkeitskonstruktionen im Hip-Hop und den damit verbundenen Weiblichkeitskonstruktionen, insofern sie traditionell als Reaktivierungen hegemonialer, oft reaktionärer Männlichkeitskonzepte herausgearbeitet werden. Erst seit einigen Jahren werden stärkere Distanzierungen von machistischen Männlichkeitsentwürfen diagnostiziert. Aufbauend auf der These von Rap als männlich dominierter Praxis, die männliche Macht mithilfe von Sprachspielen stabilisiert, werden insbesondere auch Performances von Rapperinnen, ihre Sprache und visuelle Selbstrepräsentationen diskutiert. Die grundsätzliche Frage lautet, ob dabei die Aneignung männlicher Praktiken und Sprachspiele subversives oder gar emanzipatorisches Potenzial birgt oder schlicht bestehende Geschlechterordnungen reproduziert werden.“ (Dietrich 2018, 9)

Unabhängig der emanzipatorischen Bewertung dessen in konkreten Fällen steht fest, dass sich Rap stark diversiviziert hat und damit auch die geschlechtlichen Identitäten und Werte, die durch Rapper*innen vermittelt werden. Den gewaltverherrlichenden, homo- und frauenfeindlichen Inhalten stehen mittlerweile Perspektiven gegenüber, die genau jene Positionen stark machen und artikulieren, die der klassische Gangsta-Rap erniedrigt, diskreditiert und herabwürdigt. Die, über die im Gansta-Rap nur abschätzig gerappt wurde und wird, rappen mittlerweile selbst.

„Es sind [...] die zunehmende Professionalisierung von Rapperinnen sowie allgemein feststellbare Liberalisierungstendenzen im Hinblick auf Geschlecht, die allmählich bis in die wertkonservative Rapszene durchsickern. So hat sich abseits des US-amerikanischen Mainstreams bereits seit dem Jahr 2000 eine 'Homohop'-Szene herausgebildet. Queere Künstler_innen wie Deadlee oder Johnny Dangerous konterkarieren dabei die vorherrschenden heteronormativen Geschlechterimages des Rap und setzen ihnen Bilder schwulen Begehrens entgegen. Auch Rapper_innen wie Mykki Blanco, Angel Haze [jetzt Roes, A.d.V.], Princess Nokia oder Young M.A. definieren sich jenseits von Heteronormativität und erreichen mit ihrem künstlerischen Schaffen inzwischen Millionenpublikum.“ (Süß 2018, 32)

Neben Perspektiven von rappenden Frauen* auf Weiblichkeit* und weibliche* Sexualität einerseits, bieten Rapper*innen andererseits auch „alternative männliche Orientierungsmodelle“ (Süß 2018, 32) und, darüber hinaus, (sexuelle) Identitätskonzepte für Menschen, die sich nicht (oder nicht immer) in binäre Geschlechterkonstruktionen einordnen (lassen) wollen. Die gegenwärtige Vielfalt im Rap bietet „weltweit Anknüpfungspunkte für sehr unterschiedliche Hörerschaften [...] - mittlerweile auch zunehmend jenseits der traditionell heteronormativen und industriezentrierten Ausrichtung der Szene“ (Friedel 2018, 3). Die* auf diesem Mixtape im Fokus stehende Roes steht als Künstler*in für diese Erneuerung.


Sexismus, Binarität und die Politik der Vergewaltigung



"You wonder how she got the whole idea
Her ear to the wall and she could hear him pretty clear yellin'
Oh you make me mad bitch shut up or get slapped bitch"


(Roes, Bitch Bad)

"He grows up to hate the weakness in a woman
Thinks that if he beats her it will potentially make her stronger
Ah the plot thickens
Little boy bystander gets infected with a sickness
See he grew up wishing his father would come and fix it
And wish mama away and show abuse is what a fist meant! Power!"

(Roes, Bitch Bad)


Der Song Bitch Bad verhandelt die Sozialisation und erlernten Rollenbilder als Frau und Mann, die Tochter und Sohn einer alleinerziehenden Mutter bekommen. Die erste Strophe beschreibt zunächst die Situation der Mutter und ihrer Kinder: "Now imagine that there’s a shorty / Maybe fatherless or optionless / Grinding from checks deposited / Trying to get on public housing list". Die Mutter lässt sich schließlich auf einen Mann mit finanziellen Mitteln ein und ,bezahlt’ von da an für seine ,Unterstützung’ durch das Erdulden von Erniedrigungen und physischer Gewalt: "Mother meets a man with an ample amount of funds / But in order to get that she’s gotta give ‘em some / So he treats her like a beats her like a/ Cleans her up and keeps her like a / Screams and yells then seats her like a / Like a bitch, well". Die diesem Absatz voran gestellten Liedzitate (siehe oben) beschreiben, wie Tochter und Sohn aus dem Verhältnis der beiden Erwachsenen jeweils ihre Ideen vom Frau- und Mann-Sein generieren. Die letzte Strophe beschreibt zunächst das ‚Versagen‘ der Mutter, die aus Scham und Angst daran ‚gescheitert‘ ist, ihren Kindern einen alternativen Lebensweg aufzuzeigen. Als der Sohn jedoch selbst Vater einer Tochter wird, verändert sich seine Perspektive auf Geschlechterverhältnisse: "He don’t ever wanna see her hurt by men / To protect her through everything on earth he can / And that moment he understands / Woman should never be hurt by words or hands / And just like that that little boy becomes a man". Das weitere Schicksal der Frauen im Song wird nicht thematisiert. Roes´ Bitch Bad spiegelt weit verbreitete stereotype und binäre Annahmen über das Verhältnis von Macht und Geschlecht. Die Frau (als Mutter verantwortlich für ihre Kinder) ist Opfer von Gewalt, ökonomisch mittellos, machtlos und handlungsunfähig. Der Mann (ohne Verantwortlichkeit gegenüber irgendwem) übt Gewalt aus und verfügt über finanzielle Mittel – seine Macht manifestiert sich auf ökonomischer und physischer Ebene. Die Mutter ist abhängig von ihm, die Kinder sind abhängig von der Mutter, er ist unabhängig. Diese Machtverhältnisse gelten auch für den herangewachsenen Sohn, der in seiner Rolle als Vater die Möglichkeit hat, sich zu entscheidet seine Tochter gegen andere Männer zu verteidigen und sich ihm in diesem Kontext erschließt, dass Frauen grundsätzlich nicht von Männern missbraucht und verletzt werden sollten. Keine der Frauen in dieser Erzählung hat hingegen die Möglichkeit sich zu entscheiden, sich der Gewalt der sie misshandelnden Männern zu entziehen oder sich mit anderen Frauen zu solidarisieren und daraus Stärke zu gewinnen. Die Frauen sind im Erleben und Erdulden von Gewalt in ihrem häuslichen Umfeld isoliert, sie sind ‚Opfer ihrer Verhältnisse‘, passiv, machtlos und schutzlos.

Macht- und Geschlechterverhältnisse

"Women are the group most victimized by sexist oppression. As with other forms of group oppression, sexism is perpetuated by institutional and social structures; by the individuals who dominate, exploit, or oppress; and by the victims themselves who are socialized to behave in ways that make them act in complicity with the status quo." (hooks 1984, 43).

Obwohl bell hooks im Anschluss an diese Beobachtung schon in den 1980er Jahren dazu aufforderte, sexistische Strukturen und Verhaltensweisen zu „verlernen“ („to unlearn“) (ebd), werden die meisten Menschen gegenwertig nach wie vor im Muster männlicher Dominanz bzw. der Dominanz männlich konnotierten Verhaltens sozialisiert. Normen und Werte, Gesetze und Verbote, Freiheiten und Strafen, (Familien- oder) Beziehungsmodelle und Arbeitsverhältnisse, die auf patriarchalen und heteronormativen Strukturen basieren, bedeuten, dass „Machtverhältnisse immer auch Geschlechterverhältnisse und Geschlechterverhältnisse vice versa Machtverhältnisse sind“ (Bargetz et al. 2017, 11). Diese geschlechterspezifische Hierarchie zwischen Männern und Frauen spiegelt sich in sozialen Interaktionen genauso wie in institutionalisierten Strukturen: Ungleichheit, Unterdrückung und Herrschaft werden erlernt und weitergegeben, durch Wiederholung und Entsprechung stabilisiert und normalisiert. Sie existieren als internalisierte Ideen und Referenzrahmen genauso wie als gelebte und erlebte Verhältnisse. Konzepte wie Patriarchat, Heteronormativität und Sexismus beschreiben hochkomplexe Verhältnisse – welche darüber hinaus noch mit anderen Herrschafts-, Unterdrückungs- und Dominanzsystemen in Wechselwirkung stehen – und prägen bewusst wie unbewusst nicht ‚nur‘ zwischenmenschliche Verhaltensweisen, sondern ebenso die Verhältnisse von Menschen zu sich selbst: ihre Identitätsbildung, ihre Intimität und ihre Sexualität.



Wie weit geht das? Frauen als ,pre-victims’ und die Politik der Vergewaltigung

Die oben beschriebenen Macht- und Geschlechterverhältnisse führen dazu, dass Frauen häufig von vorneherein als Opfer gedacht und behandelt werden. Diese Positionierung bedeutet eine ‚Fixierung‘ von Frauen als unterlegen, machtlos, passiv und handlungsunfähig. Diese Zuschreibung ist hoch problematisch, da sie zum einen die bestehenden Verhältnisse bestätigt, stabilisiert und normalisiert und zum anderen Frauen die Fähigkeit abspricht, etwas zu ändern, sich aktiv konträr zu den ihnen zugedachten Rollen zu denken und zu verhalten und dadurch destabilisierend auf die ‚Normalität der Ungleichheit‘ zu wirken. Frauen können in dieser Perspektive keine aktiv widerständigen Ideen und Praxen gegenüber den herrschenden sexistischen Verhältnissen einnehmen. Diese Vorstellung wird mit dem nächsten Song des Mixtapes konterkariert. Dies soll jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass Frauen und Mädchen deutlich häufiger Opfer von (häuslicher und sexueller) Gewalt sind, als Männer und Jungen. Obwohl eine Zusammenfassung der sehr verschiedenen Realitäten weiblicher Gewalterfahrungen in Statistiken ein unzureichendes Bild zeichnet (und seinen Fokus häufig auf ‚Problemstaaten‘ und ‚Konfliktherde‘ ‚außerhalb‘ des ‚demokratischen Westens‘ richtet), sollten Einschätzungen wie „[e]s wird angenommen, dass weltweit eine von fünf Frauen im Laufe ihres Lebens Opfer einer (versuchten) Vergewaltigung wird“ (UNRIC, Gewalt gegen Frauen) doch nachdenklich machen. Dies bedeutet schließlich, dass die meisten Menschen aller Wahrscheinlichkeit nach Frauen* kennen, die vergewaltigt wurden. Statt eines offenen gesellschaftlichen und poltischen Umgangs damit herrscht jedoch Schweigen. Und viele wissen, dass über die bekannten Zahlen hinaus „Vergewaltigung eines der Verbrechen mit der höchsten Dunkelziffer“ (Dhawan 2013, 88) darstellt. Warum werden solche Verhältnisse durch Ignoranz normalisiert? Dhawan verweist in diesem Zusammenhang auf die direkte „Rolle von Vergewaltigung bzw. Vergewaltigungsdrohung bei der Formierung von Geschlechterverhältnissen“ (ebd, 92). Der binären Hierarchie der Geschlechter entsprechend bedeutet dies, „Männer seien ‚ausgestattet‘, um zu vergewaltigen, während Frauen in erster Linie ‚Opfer‘ seien“ (ebd). Männer vergewaltigen Frauen, nicht andersherum, den Macht- und Geschlechterverhältnissen entsprechend. Es folgt dieser ‚Logik‘, dass „wenn ein Mann vergewaltigt wird, [...] er dadurch feminisiert [wird]“ (ebd), während sich an der geschlechtsidentitären Zuschreibungen einer Frau nichts verändert, wenn sie vergewaltigt wird. Im Gegenteil, ‚Vergewaltigbarkeit‘ scheint der Definition von Feminität – im Unterschied zu der von Maskulinität – inhärent zu sein. Es ist bezeichnend, dass diese ‚Logik‘ von Vergewaltigung sich aus männlicher Perspektive sogar über die Grenzen heterosexueller Geschlechtsbeziehungen hinwegsetzt und sich für die Praxis der Vergewaltigung lesbischer Frauen (in Südafrika) durch heterosexuelle Männer der Begriff 'corrective rape' (‚korrigierende Vergewaltigung‘) etabliert hat.

Von der ‚falschen‘ sexuellen Orientierung oder Identität einer Frau, über ‚falsches‘ Verhalten oder das Senden ‚falscher‘ Signale, bis hin zur ‚falschen‘ Kleidung, die ‚Logik‘ der Vergewaltigung beinhaltet auch, dass häufig „die betroffenen Frauen für die Gewalthandlungen verantwortlich gemacht“ (Dhawan 2013, 87) werden. Darüber hinaus führen die sozialen Konsequenzen in Anbetracht der ‚Alltäglichkeit von Vergewaltigungen‘ zu negativen Folgen und Einschränkungen für Mädchen und Frauen:

„Unter dem Deckmantel von ‚Sicherheit‘ wird die Bewegungsfreiheit von Mädchen und Frauen kontrolliert, ihre Freiheit als gleiche Bürgerinnen in der Gesellschaft und ihr Recht auf ein Leben, von fortwährenden Drohungen des sexuellen Angriffs, eingeschränkt. Ironie der feministischen Sensibilisierungskampagnen ist, dass die zunehmende Sichtbarkeit potentieller Gewalt eine nachteilige Wirkung hat: Größere Kontrolle durch Familie und Community sowie die Regulierung der Bewegungsfreiheit von Mädchen und Frauen [...]“ (ebd).

Gleichzeitig führt die permanente Präsenz der Bedrohung natürlich auch zu einer Selbstregulierung von Mädchen und Frauen, im Sinne der eingangs beschriebenen Internalisierung und Aneignung bestimmter Verhaltensweisen. Sexuelle Angriffe auf Frauen werden in patriarchalen Ordnungen (sowohl von Frauen als auch von Männern!) gewissermaßen als ein Modus der ‚Bestrafung‘ von Frauen, für das durch Männer definierte ‚Fehlverhalten‘ von Frauen gedacht. Entsprechende Verhaltensweisen prägen den Ablauf alltäglicher Handlungen und zwischenmenschlicher Interaktionen.

Es zeigt sich also, dass „die Vergewaltigungsdrohung ein entscheidender Faktor der Rollenbestimmung der Frau in der Gesellschaft und in ihrem Verhalten, besonders in Bezug auf ihre Mobilität, ihre Kleidung, ihren Zugang zum Arbeitsmarkt und vieles mehr“ (ebd, 93) ist. Es ist wichtig, „nicht nur die Gewalt anzuerkennen, die Vergewaltigung inhärent ist, sondern auch die spezifische sexualisierte Bedeutung, die dieser frauenfeindlichen und patriarchalen Tat innewohnt.“ (ebd, 94) Der gesellschaftliche Konsens über Vergewaltigung, als sexuelle Gewalt des herrschenden über das beherrschte Geschlecht (Geschlecht hier auch wörtlich zu verstehen) bedeutet eine Zuschreibung von Gewalterfahrung als Teil weiblicher Sexualität und Gewaltausübung als Teil männlicher Sexualität.

„Über das bloße Verständnis von Vergewaltigung als Verletzung von Frauenkörpern, muss dieses Verbrechen als eine gewaltvoll herbeigeführte Konstruktion von weiblicher Sexualität als verletzbar verstanden werden. Das Schreckliche an der Vergewaltigung ist, dass es Frauen zu Subjekten der Angst und Objekten der Gewalt macht.“ (Dhawan 2013, 95)

Dhawan fordert daher eine „Verschiebung im Diskurs, die Frauen als ‚pre-victims‘ konstruiert“ (ebd, 91).

Der entscheidende Punkt für eine Veränderung und Ausdifferenzierung dieses Diskurses ist, dass Verletzlichkeit und Angreifbarkeit nicht allein auf dem Frau-Sein beruht, sondern sich in Wechselwirkung mit anderen Diskriminierungsformen (wie Klasse, race/Ethnizität/Indiginität, Alter oder ableism) sehr unterschiedlich ausgestalten. Es ist in diesem Zusammenhang vor allem Feminist*innen nicht-hegemonialer oder konterhegemonialer Wissensproduktion, also nicht-weißen oder westlichen Stimmen zu verdanken, eine homogenisierte Betrachtungsweise auf Frauen aufzubrechen. Weiße oder westliche Feminist*innen glaubten teils aus ihren* Positionen des Sprechens alle Frauen* zu repräsentieren, bzw. unter ihrer* Perspektive subsummieren zu können. Dem gegenüber zeig(t)en Kritiken aus Bereichen des Black Feminism, feministische Stimmen des sogenannten ‚Globalen Südens‘, postkoloniale Theoriker*innen, First Nation People und (People of Color)-Vertreter*innen queerer Theorien, dass diese Homogenisierung dominant und für emanzipatorische Bestrebungen konterproduktiv ist, da sie Diskriminierungsformen jenseits des binären Geschlechts kaschieren und ausblenden. Der wissenschaftlich seit den 1990er Jahren geprägte Begriff für die Anerkennung und Zentralisierung der Interdependenz unterschiedlicher Diskriminierungsformen, die zuvor schon in aktivistischen Zusammenhängen thematisiert und praktiziert wurde, ist der der Intersektionalität (Hill Collins/Bilge 2016). Intersektionale Ansätze hinterfragen wie "axes of social division work together and influence one another to shape each individual biography" (ebd. 8). Im Sinne einer solchen Perspektive, die die komplexe soziale Situiertheit von Menschen anerkennt, fordert Chandra Talpade Mohanty dazu auf, auch männliche Gewalt kontextualisiert zu betrachten und zu verstehen:

"Although it is true that the potential of male violence against women circumscribes and elucidates their social position to a certain extent, defining women as archetypal victims freezes them into 'objects-who-defend-themselves', men into 'subjects-who-perpetrate-violence,' and (every) society into powerless (read: women) and powerful (read: men) groups of people. Male violence must be theorized and interpreted within specific societies, both in order to understand it better, as well as in order to effectively organize to change it." (Mohanty 1984, 339).

(Selbst-)Ermächtigung und (queeres) (self-)m/othering


"Now, this might get a little personal
Or a lot actually"

(Roes, Cleaning Out My Closet)


Während Roes in Bitch Bad die Geschichte einer ‚Familienkonstellation‘ und der in diesem Rahmen ausgeübten häuslichen Gewalt erzählt, die repräsentativ für viele Schicksale von missbrauchten Frauen* und ihren Kindern stehen kann, verhandelt sie* in Cleaning Out My Closet ihre* eigene Biographie. Der erste Teil des Songs beschreibt ihre Kindheit, geprägt durch Vergewaltigungen, Angst, Schutzlosigkeit und Hass gegen die Täter sowie gegen sich selbst. Der zweite Teil beschreibt ihr* Älterwerden, das Aufkommen der eignen Sexualität, den Umgang mit ihren* Traumata und psychischen Belastungen – zunächst in destruktiven Verhaltensweisen, von Selbstverletzungen bis zum versuchten Suizid. Schließlich kommt es zu einem Bruch und die Rapper*in erkämpft sich ein positives Verhältnis zu sich selbst. Am Ende des Songs spricht Roes als stolze Person, die zum Kämpfen, Überwinden, Durchhalten, Loslassen, Akzeptieren und Weitermachen auffordert: "Because it makes your story better when you read at the end“.

In seiner Gesamtheit ist Cleaning Out My Closet, meiner Meinung nach, ein so mutiges wie ermutigendes Statement: Es zeigt die Stärke und (Selbst-)Ermächtigung einer Person, die sich offen als Opfer von Vergewaltigung positioniert, jedoch nicht in einer starren Opferrolle verharrt, sondern überlebt, indem sie* die Kraft aufbringt sich von ihren* ‚Wunden‘ ausgehend zu verändern und ein positives Verhältnis zu sich zu finden. Dies wird von mir als revolutionärer Akt des (self-)m/othering verstanden. Bevor dieses Konzept näher dargestellt wird, werden zunächst vier Aspekte von Cleaning Out My Closet beleuchtet, die dieses Lied zu einem emanzipatorischen und widerständischen Statement machen. Nach einer allgemeineren Betrachtung der Thematik Schweigen und Schuldzuweisung (1), werden in direkter Korrespondenz zu Roes´ Song die Fragen nach Glaubwürdigkeit und Täterschutz (2), die Thematisierung von Vergewaltigung innerhalb der Black Community (3) und schließlich die Aneignung von Rap als Ausdrucksmittel zur Verhandlung der eigenen Vergewaltigungserfahrungen durch die Künstler*in (4) beleuchtet.

1. Schweigen und Schuldzuweisung: Mohanty beschreibt und problematisiert in den 1980er Jahren die "overwhelming silence about the experiences of women" (Mohanty 1984, 336). Frauen* den Raum zu verwehren sich zu artikulieren, ist nicht nur ein Mittel sie* gegenüber Männern* in das ‚Private‘ und damit vermeintlich politisch Unbedeutsame zu verdrängen. Die Stigmatisierung der Gewalterfahrungen von Frauen* unter dem Narrativ des ‚selbst Schuld‘ („Durch diese Straße hätte sie* auch nachts nicht alleine laufen sollen. Warum war sie* um diese Uhrzeit überhaupt noch unterwegs?“) besetzt die Artikulation sexueller Gewalterfahrungen mit zusätzlichen Hürden und Schamgefühlen und trägt zu der gesellschaftlichen Tendenz bei, dass die (sexuellen) Gewalterfahrungen von Frauen* als isoliert voneinander stehende ‚Einzelschicksale‘ gedacht und erlebt werden. Der konsensuale Umgang mit der Häufigkeit und Alltäglichkeit (sexueller) Gewalterfahrungen von Frauen* in patriarchaler Gesellschaften ist Schweigen und Tabuisieren. ‚Einzelschicksale‘ werden skandalisiert und die ‚Perversität‘ der Täter mystifiziert. Dass nicht nur wenige Einzelfälle, sondern sehr viele Frauen* konkrete Erinnerungen – diskriminierende, gewalttätige und traumatisierenden Erfahrungen – mit abstrakten Begriffen wir sexueller Belästigung, Übergriffigkeit, Missbrauch oder Vergewaltigung verbinden, wird ignoriert. Sexismus wird nicht als gesamtgesellschaftliches Problem anerkannt. Der Kampf um Anerkennung und Veränderung sexistischen Bewusstseins lastet vorwiegend auf Betroffenen, Opfern und Überlebenden. Zusätzlich ergibt sich dabei jedoch die Schwierigkeit – wie bereits im vorherigen Abschnitt beschrieben – dass eben jenen Betroffenen, Opfern und Überlebenden die Fähigkeit aktiver Einflussname auf die Verhältnisse gleichzeitig abgesprochen wird. "Traditionally, [...] it is the members of oppressed, objectified groups who are expected to stretch out and bridge the gap between the actualities of our lives and the consciousness of our oppressor[7]" (Lorde [1984] 2007, 114). Im Kontext sexueller Gewalt macht Dhawan auch 30 Jahre später noch das gleiche Argument, wenn sie feststellt: „Es ist die Überlebende und nicht der angeklagte Vergewaltiger, die ihre Erfahrungen öffentlich in qualvollem Detail erzählen muss.“ (Dhawan 2013, 93).

Die Settings, in denen diese ‚Berichte‘ erbracht werden müssen (vor medizinischem Personal, der Polizei oder im Gerichtssaal), tragen darüber hinaus häufig zur Fixierung des Opfers als passiv und machtlos bei: „Was ist dir passiert?“ (passiv) - „Was hat er gemacht?“ (aktiv). Gleichzeitig wird Passivität als Schulzuweisung gegen Opfer genutzt: „Du hast aufgehört ‚nein‘ zu schreien? Dann konnte er* ja nicht wissen, dass du nicht willst.“ Auch diese ‚Doppelmoral‘ zeigte Lorde schon in den 1980er Jahren (und wiederum bereits mit intersektionaler Perspektive) auf: "One tool of the Great-American-Double-Think is to blame the victim for victimization: [...] Black women are said to invite rape and murder and abuse by not being submissive enough, or by being too seductive, or too..." (Lorde [1984] 2007, 61) Ein soziales und juristisches Setting, in dem Opfer sich oft gleichzeitig glaubwürdig machen, sich selbst gegen Schuldzuweisungen verteidigen und Beweise liefern müssen, ist nicht gerade vertrauenserweckend, um erniedrigende, traumatisierende und gewaltvolle Praxen wiederzuerzählen, die die eigenen intimen Grenzen missachtet, verletzt oder unter Zwang überschritten haben. Roes wählt stattdessen Rap, um Zeugnis über ihre* Vergewaltigungserfahrungen abzulegen [expliziter Inhalt!]:


"See I was young, man, I was just a toddler, a kid
And he wasn't the first to successfully try but he did
He took me to the basement and after the lights had been cut

He whipped it out and sodomized and forced his cock through my gut
...One night he came home and I was asleep in my bed
He climbed on top of me and forced himself between my legs
He told me: 'Hey Ray, I see you like them Popsicle sticks

so put your mouth on my dick and fucking swallow the spit'
...
Imagine being seven and seeing cum in your underwear
I know it's nasty but sometimes I'd even bleed from my butt
Disgusting right? Now let that feeling ring through your guts"



2. Glaubhaftigkeit und Täterschutz: „Soziale Skepsis und Selbstmisstrauen wird von vielen Vergewaltigungsüberlebenden erfahren. Sie verstärken die Verletzlichkeit nach Vergewaltigungen.“ (Dhawan 2013, 93). Beide Facetten werden in Cleaning Out My Closet artikuliert, beginnend mit dem Bewusstsein des vergewaltigten Mädchens, dass ihr nicht geglaubt würde: "And I would swear that I would tell but they would think that I was lyin' / And now the power that he held was like a beacon of mine". Seine Macht und sein Rückhalt als Täter ist im sozialen Umfeld größer, als ihre als Opfer. Die soziale Skepsis gegenüber Betroffenen, Opfern und Überlebenden ist aber auch der erwachsenen Rapper*in gegenwertig, die* der Hörerschaft nachdrücklich versichert, die Wahrheit wiederzugeben: "And I solemnly swear that this is the truth, no fallacy here".

Auch die Ebene des Misstrauens gegenüber sich selbst wird mehrfach thematisiert. Ihren* Zustand während und nach den Vergewaltigungen beschreibt Roes als einen "war of my mind": Das Gefühl den Verstand zu verlieren, Machtlosigkeit, Hass, Verwirrung, Angst, Ekel, Rache- und Gewaltfantasien und Angst vor sich selbst, sind die Facetten der emotionalen Auswirkungen, die die* Rapper*in artikuliert. Während sie* im Rückblick auf die Vergewaltigungen in ihrer* Kindheit beschreibt, "And I was confused but I was scared so I did what he said / I had no idea the effect it would have on my head", schildert sie* die Folgen dieser traumatischen Kindheitserfahrungen in der Gegenwart als "I never got to be a kid so that´s as far as I grow / My mental state is out of date, and that's as far as I know".

Schließlich beschreibt Roes ihr* Bewusstsein über die Tatsache, dass die Täter durch Freunde und ihre* eigene Familie geschützt wurden: "But this is nothing cause I guess he told his friend what he do / And they ate it up, shit I was like a buffet for two / ... / And then it happened in a home where every fucking one knew / And they ain't do shit but fucking blame it on youth". Roes zeigt somit deutlich auf, dass die Solidarität in ihrem Umfeld nicht ihr* als Betroffener, Opfer und Überlebender, sondern den Tätern galt.

3. Thematisierung von Gewalt gegen Frauen* und Vergewaltigung innerhalb der Black Community: Die historische wie gegenwärtige Kriminalisierung Schwarzer Menschen unter white supremacy in den USA bildet einen besonders komplexen Kontext für die Thematisierung von Missständen und Gewalt innerhalb der Black Community. Rassistische Zuschreibungen betreffen sowohl die Körper als auch die Sexualität Schwarzer Menschen. Hooks (1992, 79ff) beschreibt, dass es als Schwarze Frau* wohl überlegter Strategien bedarf um die sexuelle Übergriffigkeit Schwarze Männer* mit einer (progressiven) emanzipatorischen Zielsetzung anzuklagen, ohne dabei zur Stabilisierung (konservativer) rassistischer Stereotypen und entsprechender Narrative beizutragen. Gleichzeitig betont Lorde aber auch die Notwendigkeit des Thematisierens von Sexismus innerhalb der Black Community in der Aussage "I cannot hide my anger to spare you guilt, nor hurt feelings, nor answering anger; for to do so insults and trivializes all our efforts" (Lorde [1984] 2007, 130) oder kurz gesagt: "One oppression does not justify another." (Lorde [1984] 2007, 63). Es gilt daher in diesem Zusammenhang zum einen Mohanty´s Aufforderung nachzukommen, männliche* Gewalt im konkreten sozialen Kontext zu betrachten und dabei, zum anderen, die Gefahr negativer Auswirkungen für die gesamte Community, ähnlich den negativen Folgen für Frauen* durch die Sensibilisierung gegenüber Gewalt und Vergewaltigung, mitzudenken. Die Verschränkung sexistischer und rassistischer Diskriminierungsformen zeigt sich an dieser Stelle ebenso deutlich, wie das bereits beschriebene Dilemma: Auf der einen Seite stehen potentielle negative Auswirkungen für Betroffene, Opfer und Überlebende und die gesamten Gruppen, denen sie zugeordnet werden, wenn sie das Schweigen brechen. Andererseits bedeutet weiter zu Schweigen zur Normalisierung eben jener Herrschafts- und Unterdrückungsstrukturen beizutragen, unter deren Auswirkungen die sexistisch und rassistisch bestimmte Gruppe leidet.


4. Rap aneignen: Wie eingangs beschrieben gilt der Mainstream-Hip-Hop und durch die dort stattfindende Verbalisierung vor allem der Rap als (hyper-)maskulin dominiert, sexistisch, misogyn und homofeindlich. In der Rapszene wird die Erniedrigung, Unterdrückung und (sexuelle) Gewaltausübung gegen Frauen* mitunter offen glorifiziert. Diese Arena für sich zu beanspruchen und dort der eigenen Stimme und Perspektive Raum zu verschaffen und diesen Raum zu nutzen, um die eigenen Vergewaltigungserfahrungen öffentlich zu machen, werte ich auf mehreren Ebenen als Akt des Widerstands: gegen das im Rap vermittelte Bild von Weiblichkeit; gegen die Stigmatisierung Betroffener, Opfer und Überlebender, die zur Isolation und dem Schweigen über die eigenen Erfahrungen führt; gegen die Stagnation in der Position des machtlosen, passiven Opfers; gegen eine Perspektive auf und eine Verhältnis zu sich selbst, das durch die Ausübung sexueller Gewalt von Männern* dominiert ist. Hier soll in keiner Weise die Tatsache verharmlost werden, welche Erfahrungen Roes artikulieren muss, der Punkt ist, dass sie* den Kontext (Rap) und die Darstellungsweise (anders als in den oben beschriebenen Aussagen vor Polizei oder Gericht) selbst wählt: "And now I´m standing living breathing proof look at me now".

Verletzbarkeit als Ausgangspunkt politischer Handlungsmacht: m/othering and queerness to unlearn sexism

„Wie Judith Butler (2004) argumentiert, können neue Formen kollektiver Handlungsfähigkeit durch den Bezug auf Verletzbarkeit als Ort politischer Handlungsmacht entstehen, doch können diese gleichermaßen auch paternalistische Schutzmaßnahmen rechtfertigen, welche ungleiche Geschlechterformationen verstärken.“ (Dhawan 2013: 86).

Im Vorangegangenen wurde dieses Dilemma besprochen. In diesem abschließenden Teil wird nach dem Verhältnis und den Anknüpfungspunkten zwischen individueller (Selbst-)Ermächtigung, wie Roes‘ sie mit Cleaning Out My Closet vollzogen hat, und dem Potenzial einer Kollektivierung von Handlungsmacht gefragt. Brigitte Bargetz weist darauf hin, dass die einseitige Darstellung von Macht entweder als ‚domination‘ oder als ‚empowerment‘ überwunden werden muss, um die vielfältigen Erfahrungen von Frauen* mit Macht artikulieren zu können (Bargetz et al. 2017, 11), da ein solcher einseitiger Fokus „auch ein einfaches Täter-Opfer-Verhältnis zugrunde [...] legt, das letztlich das Denken von Widerstand verunmöglicht“ (ebd). Auch Dhawan kommt zu dem Schluss: „Um sich der Opferrolle zu entledigen, müssen nicht-standardisierte Antworten [...] erschlossen werden.“ (Dhawan 2013, 95). Roes´ und ihr* Cleaning Out My Closet bieten eine solche nicht-standardisierte Antwort, indem gleichzeitig absolute Ohnmacht und (Selbst-)Ermächtigung vermittelt wird, indem die Rapper*in Widersprüchlichkeit und Uneindeutigkeit für sich in Anspruch nimmt.

Widersprüchlichkeit und Uneindeutigkeit sind gesellschaftlich und politisch nicht als nützliche oder positive persönliche Kompetenzen konnotiert. Gesellschaftliche und politische Verhältnisse, wie Sexismus und patriarchale ‚Ordnung‘, sind für viele aber auch keine positiven oder nützlichen Strukturen. Unter diesen Strukturen leiden nicht nur Frauen*, sondern alle Menschen, die nicht alle Privilegien der Norm in sich vereinen, also alle Menschen die nicht eindeutig ein (hyper-) maskuliner, heterosexueller, wohlständischer, ‚gesunder‘, weißer Mann sind und sein wollen. Sexismus basiert auf Eindeutigkeit: entweder Mann oder Frau, entweder mächtig oder ohnmächtig, entweder Täter oder Opfer, etc.

Der geschlechtlichen Eindeutigkeit und den damit einhergehenden Normen und Rollenzuschreibungen, stehen queere Ideen gegenüber. Queer bedeutet im weitesten Sinne 'von der Norm abweichend'. Auf das kritische Potenzial solcher normabweichenden oder gegenhegemonialen Perspektiven verweist Alexis Pauline Gumbs, die queer als eine "politics of sexuality that is not based on a specific sexual practice, but rather a critical relationship to existing sexual and social norms" (Gumbs 2016, 20) beschreibt. Diese kritische Beziehung kann einerseits in der Analyse sexistischer Strukturen eingenommen werden, anderseits bietet sie jedoch auch Möglichkeiten dazu die Beziehung zu sich selbst zu verändern.

"For we have, built into all of us, old blueprints of expectation and response, old structures of oppression, and these must be altered at the same time as we alter the living conditions which are a result of those structures. For the master´s tool will never dismantle the master´s house." (Lorde [1984] 2007, 123).

Diese Interdependenz zwischen Strukturen, die erlebt und erlernt werden, und deren Internalisierungen ist zentral. Sie bestimmt das Selbstbild und die möglichen Beziehungen zu anderen und sie zeigt, dass jedes einzelne Selbst kein ‚Nebenschauplatz‘ von Sexismus ist, sondern zentraler Austragungsort – nach innen und nach außen. Das Bewusstsein über und die Beziehung zu sich selbst und zu anderen sind daher wichtige Elemente, wenn Wege gefunden werden sollen "to unlearn sexism" (hooks 1984, 48). Das abstrakte Theoretisieren der systemischen oder strukturellen Probleme verdeckt oft die kritische Reflexion eigener Verhaltensweisen. "It is easier to deal with the external manifestations of [...] sexism than it is to deal with the results of those distortions internalized within our consciousness of ourselves and one another." (Lorde [1984] 2007, 147).

Die Auseinandersetzung und Veränderung des Verhältnisses zu sich selbst und anderen liegt dem Konzept des mothering als soziale bzw. revolutionäre Praxis zugrunde (Oka 2016). Mothering bedeutet dahingehend eine "practice of valuing ourselves and each other" (Gumbs 2016, 31). Dies ist insofern eine emanzipatorische Reaktion auf diskriminierende Verhältnisse, da jene auf vielfältige Weise Geringschätzung, Verachtung oder Hass gegen sich selbst und andere anlegen und befördern. In dieser Hinsicht, und entgegen einem naturalisierenden Mutterinstinkt-Narrativ, betont Cynthia Dewi Oka daher, dass mothering erlernt werden muss. Gegenwertig bestehe die Notwendigkeit "to become skilled at mothering" (Oka 2016, 57) – und zwar für alle. Emotionale Arbeit, Fürsorge und die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen, einer fehlgeleitenden Assoziation mit dem Wort 'mother' folgend, Müttern* (im Speziellen) und Frauen* (im Allgemeinen) zu überlassen, würde eine Stabilisierung der bestehenden Verhältnisse bedeuten keine Veränderung. "The radical potential of the word 'mother' comes after the 'm'. It is the space that 'other' takes in our mouths when we say it." (Gumbs 2016, 21). Das "queer potential of mothering" (ebd, 20) liegt also in der Möglichkeit der Veränderung und Einflussnahme aller Einzelnen. Daher ist "'mother' less as a gendered identity and more as a possible action" (ebd, 23) zu verstehen: Im "m/othering ourselves" (ebd, 22) ist also die Aufforderung enthalten, sich selbst und seine Verhältnisse zu anderen radikal zu transformieren, das heißt auch Macht- und Geschlechterverhältnisse grundlegend zu verändern.

Sowohl Veränderung als auch die Anerkennung des Selbst sind für Lorde Dinge, die aus der fruchtbaren Verwendung von Wut entstehen können. Diese wiederum tragen viele Frauen* aufgrund ihrer Erfahrungen in sich: "Every woman has a well-stocked arsenal of anger potentially useful against those oppressions, personal and institutional, which brought that anger into being. Focused with precision it can become a powerful source of energy serving progress and change." (Lorde [1984] 2007, 127). Wut hat für das Herbeiführen progressiver Veränderungen sowohl befreiende als auch ermächtigende Potenziale: "anger expressed and translated into action in the service of our vision and our future is a liberating and strengthening act of clarification" (ebd, 127) und kann darüber hinaus eine "important source of empowerment" (Lorde [1984] 2007, 130) sein. Zu Anfang dieses Abschnitts habe ich vorgeschlagen, dass Uneindeutigkeit und Widersprüchlichkeit in einer sexistischen, heteronormativen und patriarchalen gesellschaftlichen und politischen Ordnung abgelehnt werden und genau aus diesem Grund zur Veränderung dieser Ordnung eingesetzt werden können. Die Verhältnisse zu sich selbst und anderen uneindeutiger (weniger 'geschlechterkonform'), in dem oben dargelegten kritischen Verständnis queerer zu gestalten, untergräbt und verändert nicht nur die bestehenden Verhältnisse, sondern entzieht sich auch deren eindeutigen binären Referenzrahmen. (Vermeintliche) Widersprüchlichkeit, wie die gleichzeitige Forderung nach mehr Wertschätzung und mehr Wut, weist dabei nur auf die vielfältigen und komplexen Realitäten hin, in denen Frauen* sexistische Erfahrungen machen. Als Brechen mit dem Schweigen im Allgemeinen und durch die Artikulationsweise im Speziellen, verstehe ich Roes´ Cleaning Out My Closet als Akt des Widerstands. Roes´ Erzählung ihrer Erfahrungen hilft, bestehenden Vorstellungen zu destabilisieren und zu verändern:

"In fact narratives of historical experience are crucial to political thinking not because they present an unmediated version of the 'truth' but because they can destabilize received truths and locate debate in the complexities and contradictions of historical life." (Mohanty 2003: 524)

Literatur


Bargetz, Brigitte et al. (2017): Geschlechterverhältnisse als Machtverhältnisse. Einleitung. In: Femina Politica, 26. Jhg, 1/2017, 11-24.

Dhawan, Nikita (2013): Postkoloniale Gouvernementalität und die ‚Politik der Vergewaltigung‘. Gewalt, Verletzlichkeit und der Staat. In: Femina Politica, 22. Jhg, 2/2013, 85-104.

Dietrich, Marc (2018): Rap als Forschungsgegenstand. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 68. Jhg., 9/2018, 4-10.
Friedel, Anne-Sophie (2018): Editorial. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 68. Jhg., 9/2018, 3.

Gumbs, Alexis Pauline (2016): m/other ourselves. a black queer feminist genealogy for radical mothering. In. dies., China Martens, Mai’a Williams, Revolutionary Mothering. Love on the Front Lines, Oakland, 19-31.
Hill Collins, Patricia/Bilge, Sirma (2016): Intersectionality. Cambridge.
hooks, bell (1992): Black Looks. Race and Representation, Cambridge.

hooks, bell (1984): Sisterhood. Political Solidarity Among Women. In: dies. Feminist Theory. From margin to center, New York, 43-67.
Lorde, Audre ([1984] 2007). Sister Outsider. Essays and Speeches, New York.
Mohanty, Chandra Talpade (1984): Under Western Eyes: Feminist Scholarship and Colonial Discourses. In: boundary 2, Vol. 12, No. 3, 333-358.

Mohanty, Chandra Talpade (2003): ‘Under Western Eyes’ Revisited: Feminist Solidarity through Anticapitalist Struggles. In: Signs, Vol. 28, No. 2, 499-535.
Ogbar, Jeffrey O.G (2018): Rapkultur und Politik. Eine US-amerikanische Geschichte. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 68. Jhg., 9/2018, Bundeszentrale für Politische Bildung, 12-20.

Oka, Cynthia Dewi (2016): Mothering as Revolutionary Praxis. In. dies., China Martens, Mai’a Williams, Revolutionary Mothering. Love on the Front Lines, Oakland, 51-57.
Süß, Heidi (2018): Sex(ismus) ohne Grund? Zum Zusammenhang von Rap und Geschlecht. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 68. Jhg., 9/2018, 27-33.
UNRIC, Gewalt gegen Frauen. https://www.unric.org/de/pressemitteilungen/26167-gewalt-gegen-frauen-die-fakten (letzter Zugang 26.03.2018)

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[1] Der Asteriskus (*) wird in dieser Arbeit verwendet um zu problematisieren, dass Frauen* und Männer* als binäre Geschlechter erstens konstruiert sind und zweitens Menschen sprachlich ausgrenzen, die ihre (sexuellen) Identitäten außerhalb dieses Dualismus bestimmen. Werden jedoch vergeschlechtlichte Zuordnungen im Kontext einer patriarchalen und binären Gesellschaftsordnung widergegeben, wird auf das Setzen des Asteriskus verzichtet.
[2] siehe z.B. Frankfurt Rundschau, 18.01.2018: http://www.fr.de/frankfurt/goethe-universitaet-in-frankfurt-studierende-protestieren-gegen-sexismus-an-der-uni-a-1428740
[3] Zwischen 2012 und 2017 veröffentlichte Raykeea Raeen-Roes Wilson unter dem Namen Angel Haze mehrere Rapalben. Im Januar 2018 verkündete sie* über soziale Medien die Änderung ihres Künster*innenname zu Roes. Dieser Name wird daher im Folgenden verwendet. Roes identifiziert sich als agender und gibt an, dass jegliche Personalpronomen im Bezug auf ihre Person verwendet werden können. In Ermangelung adäquater sprachlicher Ausdrucksmöglichkeiten für queere Identitäten, verwende ich die Referenzen sie*, ihr*e, die* Rapper*in.
[4] Die Referenz dieses Titels zu gleichnamigem Song des Rappers Eminem sei hier erwähnt, wird jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht näher verhandelt.
[5] Trigger Warnung: Dieses Mixtape enthält verbale Darstellungen (sexueller) Gewalt gegen und Vergewaltigung von Frauen* und Mädchen*.
[6] z.B. in Form des Songs Don´t Shoot, 2014, für den zahlreiche prominente Rapper*innen zusammen arbeiteten: https://www.youtube.com/watch?v=lCyGDel10WQ
[7] Lorde spricht hierbei von Rassismus- und Sexismuserfahrungen in den USA. Ich möchte jedoch behaupten, dass diese ‚Tradition‘ weder auf die USA als gesellschaftlichen Kontext, noch auf eine bestimmte Diskriminierungs- und Unterdrückungsform zu beschränken, und in historischen Herrschafts- und Unterdrückungssystemen genauso seine Gültigkeit hat, wie im gegenwärtigen kapitalistischen System.
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Zitiervorschlag: Mohr, Laura (2018): Voice up aganst Sexism, online unter https://beyonce-seminar.blogspot.com/2018/04/voice-up-against-sexism.html

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